Fußball: Oberliga
Paukenschlag: Heiner Backhaus nicht mehr Trainer in Lotte
Lotte
Von wegen „Volle Lotte“: Heiner Backhaus ist nicht mehr Trainer des Oberligisten SF Lotte. Erst vor gut zwei Wochen war er als neuer Trainer der Sportfreunde Lotte vorgestellt worden. Nun ist der 40-Jährige schon wieder weg.
Das ist mal ein richtiger Paukenschlag. Erst vor gut zwei Wochen war Heiner Backhaus als neuer Trainer der Sportfreunde Lotte vorgestellt worden. Nun ist der 40-Jährige schon wieder weg. Damit kommt der Verein vom Autobahnkreuz, der noch den Abstieg aus der Regionalliga verdauen muss, nicht zur Ruhe.
„Mit Heiner Backhaus haben wir unsere Wunschlösung gefunden. Die beeindruckende Vita und Idee von mutigem Fußball hat uns imponiert“, freute sich Vorstandsmitglied Oliver Kreienbrink bei der Vorstellung des ehemaligen Profis. Auch Backhaus zeigte sich voller Tatendrang: „Gemeinsam wollen wir das ganze Umfeld wieder mit einem Fußball begeistern, der mit und ohne Ball angreift.“ Davon ist nicht viel geblieben. Voraussichtlich wird Heiner Backhaus am Mittwoch als neuer Trainer des Nordost-Regionalligisten BFC Dynamo Berlin vorgestellt, der gerade in der Drittliga-Relegation am VfB Oldenburg gescheitert ist.
Nebulöse Vorgänge
Die Vorgänge um die überraschende Trennung bleiben nebulös. Heiner Backhaus war für unser Medienhaus am Dienstag nicht zu erreichen. Im Fachmagazin „Reviersport“ wird er folgendermaßen zitiert: „Ich habe bei den Gesprächen wohl eine rosarote Brille aufgehabt. Zwei Wochen habe ich mir dann alles angeschaut und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass hier im Verein einfach keine Struktur erkennbar ist.“
Die Sportfreunde Lotte wollten sich zu den Vorfällen nicht äußern. Für den Sportlichen Leiter Manfred Wilke ist die Entwicklung verwirrend und unfassbar: „Wir müssen das erst verdauen und werden am Mittwoch eine Stellungnahme veröffentlichen.“ Auch der zweite Sportliche Leiter, Sebastian Friedering, wollte sich nicht dazu äußern und verweist auf die folgende Vereinsveröffentlichung.
Nicht mit offenen Karten gespielt?
Zu vernehmen ist, dass beide Seiten wohl nicht so ganz mit offenen Karten gespielt haben dürften. Ein schriftlicher Vertrag zwischen beiden Parteien ist noch nicht geschlossen worden. Gleichwohl gab es einen Handschlag, der oftmals als gleichwertig angesehen wird. Entsprechend wurde Backhaus während des Frühjahrsempfangs als künftiger Trainer für die Oberligamannschaft vorgestellt. Dabei hat er seine Bereitschaft signalisiert, etwas Großes aufbauen zu wollen.
Bei RW Koblenz hatte Backhaus noch einen Vertrag bis 2023. Eine Ausstiegsklausel sah lediglich einen Wechsel zu einer U-23-Mannschaft vor. Das ist SF Lotte nicht. Entsprechend wurde eine Ablöse in unbekannter Höhe fällig, die die Sportfreunde bisher aber nicht überwiesen haben sollen.
Außerdem soll der Trainer darauf bestanden haben, dass im Vertrag verankert werde, dass er nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportlicher Leiter für die Sportfreunde tätig sein würde. Damit hat sich der Verein schwer getan, entsprechend hat sich die Unterschrift von beiden Seiten hinausgezögert.
Backhaus auf dem Sprung nach Berlin?
Allerdings sind scheinbar auch die Kontakte zwischen Heiner Backhaus und BFC Dynamo Berlin, mit dem er schon seit längerer Zeit geliebäugelt haben soll, nie ganz abgeklungen. Durch den Nichtaufstieg des BFC endet der Vertrag mit Noch-Chefcoach Christian Benbennek. Damit ist der Weg frei für Backhaus, der am Mittwoch als neuer Trainer der Berliner vorgestellt werden könnte.
Als Neuzugang wollte Backhaus Defensivallrounder Yanni Regäsel aus Koblenz mit nach Lotte bringen. Ob der 26-Jährige und der am Wochenende verpflichtete Leon Geno Schmidt von Holstein Kiel jetzt noch kommen, ist fraglich.
Wirklich handlungsfähig sind die Sportfreunde Lotte derzeit ohnehin nicht. Vorsitzender Sven Westerhus und sein Stellvertreter Florian Heinrichs haben angekündigt, auf der am 24. Juni anberaumten Jahreshauptversammlung nicht mehr kandidieren zu wollen und haben sich quasi aus dem operativen Geschäft schon zurückgezogen. Der 3. Vorsitzender Volker Kreienbrink macht weiter. Zudem stößt wohl Dr. Tim Eichler neu in die Führungsriege.