Fußball: Soccerwatch
Kamera läuft – Fortuna Seppenrade kooperiert mit Streaming-Plattform
Seppenrade
Während in Dülmen etliche Klubs auf Bewegtbilder von den Amateurplätzen setzen, hat der Service im Raum Lüdinghausen noch nicht so viele Fans. Dabei gebe es viele gute Gründe für die Kooperation, findet Mahmoud Abdul-Latif (Fortuna Seppenrade).
Mahmoud Abdul-Latif kennt seine Pappenheimer. Bislang war es ja so: Hielt der Coach des SV Fortuna Seppenrade bei der Nachbereitung einem Spieler vor, er habe in dieser oder jener Szene taktisch falsch agiert, bestritt der Betreffende bisweilen jedes Fehlverhalten. Seit einigen Monaten jedoch kommt der Gescholtene nicht mehr so leicht aus der Nummer raus. Stichwort Videobeweis. „Schau’s dir selbst an. Minute 32“, sagt Abdul-Latif dann zu seinem Schützling.
Zwar gibt es im Rosendorf weder einen Keller nebst VAR noch die „Review Area“, wohl aber das unbestechliche Kameraauge. Möglich macht das die Kooperation von Schwarz-Gelben und Soccerwatch. Seit 2017 stattet das Essener KI-Start-up interessierte Vereine mit der entsprechenden Hard- und Software aus. Etwa 500 Klubs nutzten das Angebot aktuell, teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit. Ganz billig ist die Chose nicht, von 4000 Euro für einen Zeitraum von drei Jahren hört man. Allerdings unterstütze die Sparkasse das Projekt und übernehme den bei weitem größten Teil der Kosten, berichtet Fortuna-Vize Helmut Nottenkämper.
Als zusätzliches Extra nutzen Abdul-Latif und sein Co-Trainer Thomas Oesteroth das Trainer-Tool. Nicht, um die eigenen Fußballer bei der allwöchentlichen Analyse bloßzustellen (so viel können die zuletzt eh nicht falschgemacht haben, wie ein Blick auf die Tabelle verrät), sondern vor allem, um den kommenden Gegner unter die Lupe zu nehmen. Während die Kameras in unserem Erscheinungsgebiet noch nicht so verbreitet sind, setzt gut die Hälfte der Fortuna-Gegnerschaft in der A-Liga 2 Ahaus/Coesfeld ebenfalls auf Soccerwatch.
Zwar kennt Abdul-Latif die Stärken und Schwächen der meisten Ligakonkurrenten, verweist aber auf das (letztlich pandemiebedingt abgesagte) Pokalspiel beim FC Oeding: „Über die Mannschaft wussten wir rein gar nichts. Deshalb hat Thomas sich mehrere Stunden TV-Material aus Oeding reingezogen – und die Jungs bestmöglich auf den Gegner eingestellt.“
Auch sei das Videostudium für den Chefcoach eine denkbare Alternative zur Vor-Ort-Beobachtung, „wenn ein Ligarivale vielleicht mal abends in der Woche spielt, ich aber privat verhindert bin“. Dass, andersrum, Fortuna-Fans die Heimspiele künftig vom Sofa aus verfolgen, glaubt Nottenkämper nicht: „Das ist eher als Zusatzangebot zu verstehen – für jene, die sonntags nicht im Rosendorf sind.“ Das Stadionerlebnis nämlich könne die Live-Übertragung im Netz nicht ersetzen.
Kacktor des Monats
Für einige Lacher im Netzt sorgte letztens der auf der Facebook-Seite des SV Fortuna Seppenrade geteilte Soccerwatch-Clip eines Spiels der dritten Mannschaft (Kreisliga D). Ein Schwarz-Gelber hatte mit gütiger Unterstützung des gegnerischen Keepers und eines Gästeverteidigers für die Hausherren getroffen. Marke „Kacktor des Monats“. Eine wahre Traumbude der Ersten wurde indes nicht in Bild und Ton festgehalten – da der TV-Anbieter damals noch nicht Partner der Rosendorf-Elf war. Coach Mahmoud Abdul-Latif erinnert sich: „Marcel Hülk traf mit links, eigentlich sein Standbein, aus 40 Metern. Hätte das einer aufgezeichnet, wäre Marcel garantiert zum ZDF-Torwandschießen eingeladen worden. Muss er es halt demnächst noch mal versuchen.“ (flo)
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