1. www.wn.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Luedinghausen
  6. >
  7. Luft dran lassen

  8. >

Neue Sportart: Air-Badminton

Luft dran lassen

Lüdinghausen

Air-Badminton – der Name lässt es erahnen – wird im Gegensatz zur klassischen Indoor-Variante im Freien praktiziert. Eine namhafte Spielerin des SC Union Lüdinghausen ist von der Trendsportart bereits angefixt.

Von Florian Levenig

Das Wetter in Utrecht war so mittel, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Die rund 200 Besucher hatten ebenso ihre Freude an dem Event wie die DBV-Auswahl um die Lüdinghauserin Karin Schnaase-Beermann (3.v.l.). Foto: Beermann

Als Lüdinghauser Lokalsportredakteur kommt man mit Badminton zwangsläufig in Berührung. Gänzlich unbekannt war den WN bis vor wenigen Tagen hingegen Air-Badminton – womit unsere Zeitung aber zum Glück nicht alleine dasteht. „Ging mir ganz ähnlich“, erklärt Karin Schnaase-Beermann. Selbst die erfolgreichste 08-Hallen-Spielerin aller Zeiten – vielfach bei nationalen wie internationalen Meisterschaften mit Gold, Silber und Bronze dekoriert – betrat am Sonntag in Utrecht völliges Neuland.

Turnier in Utrecht

Die Sportart steckt ja tatsächlich noch in den Kinderschuhen. Vor drei, vier Jahren habe es, in Asien und Skandinavien, die ersten Gehversuche gegeben, erläutert Niko Schmelzle. Der Vier-Nationen-Wettkampf in den Niederlanden sei der erste dieser Art überhaupt auf europäischem Boden gewesen.

Die Idee, Badminton draußen – auf Sand, Rasen oder Hartplätzen – zu praktizieren, klingt revolutionär. Hallenspieler beschweren sich ja schon, wenn bei einer Bundesliga-Heimpartie des SC Union jemand versehentlich die Türe öffnet – weil jeder Luftzug die Flugbahn des knapp fünf Gramm schweren Balles entscheidend verändert. Man dürfe halt nicht das eine mit dem anderen vergleichen, meint Schnaase-Beermann: „Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Das Spielgerät ist aus Plastik und träger als jenes, das man von drinnen kennt – eben weil es Wind und Wetter trotzen muss. Technische Finessen wie das Anschneiden der Bälle ist fast nicht möglich. Und auch die Dynamik, die auf festem Untergrund entscheidend sein kann, kommt, zumindest im Sand, logischerweise nicht so zum Tragen.“

Keine Konkurrenz zum klassischen Badminton

Hm. Rümpfen Verfechter der reinen Lehre da nicht die Nase? Schmelzle steht kaum im Verdacht, mit dem neuen Trendsport dem Badminton, wie man es bislang kannte, den Rang ablaufen zu wollen. Der Mann vermarktet für den DBV Länderspiele, Deutsche Meisterschaften, die German Open. „Air-Badminton“, betont Schmelzle, „ist keine Konkurrenz zum klassischen Indoor-Spiel, sondern eine Ergänzung.“

Es sei ein bisschen so wie bei den Beach- und den Hallenvolleyballern: „Die nehmen einander ja nichts weg, beide Disziplinen haben ihre Berechtigung.“ Vom Beachen haben die Air-Badminton-Macher das Konzept übernommen, den Zuschauern mehr zu bieten als nur rasante Ballwechsel. „Das Ganze hat einen größeren Event-Charakter“, weiß auch die 08-Ikone. Musik zwischen den Schlägen, die Leute auf den Rängen bespaßen, ganz neue Spielformen wie etwa das laut Schnaase-Beermann „ziemlich wilde“ Triple (je drei Spieler zu beiden Seiten des Netzes): Auch das ist Air-Badminton – und wecke im Idealfall ein größeres Interesse an beiden Versionen, so Schmelzle: „In Deutschland fristet Badminton, so spektakulär es auch ist, bis heute ein Nischendasein. Je mehr Aufmerksamkeit diese junge Bewegung bekommt, desto besser für die gesamte Sportart.“ Daher fördere auch der Weltverband BWF das Projekt nach Kräften.

Jederzeit und überall machbar

Für Schnaase-Beermann hat speziell Air-Badminton noch weitere Vorzüge: „Viele Hobby-Spieler, die von September bis Mai in der Halle sind, haben dadurch eine echte Alternative in den Sommermonaten.“ Von pandemiebedingten Schließungen der Sportstätten ganz abgesehen: „Man kann es jederzeit und überall ausprobieren – im Urlaub am Strand, daheim im Garten, im Job in der Mittagspause.“

Apropos Job: „Gerade wenn man zu dritt spielt, ist viel mehr Kommunikation nötig. Das könnte – Stichwort Teambuilding – auch für Firmen von Interesse sein“, glaubt die Lüdinghauserin.

DBV-Auswahl verliert denkbar knapp

Startseite