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Radsport: Talent

Studieren geht über Pedalieren - Sebastian Niehues tritt kürzer 

Lüdinghausen

Lokalmatador Sebastian Niehues sorgte im Vorjahr beim Münsterland-Giro für Furore. 2023 lässt der Lüdinghauser es - trotz seine Sieges in Herford - etwas ruhiger angehen. Aus Gründen.

Sieg beim Frühjahrspreis in Herford: der Lüdinghauser Sebastian Niehues (l.). Foto: Werner Möller

Vielleicht müsste mal jemand ein gutes Wort für Sebastian Niehues bei Münsterland-Giro-Chef Rainer Bergmann einlegen. Wäre doch jammerschade, fehlte beim größten Radrennen der Region am 3. Oktober ausgerechnet jener Mann, der den Giro im Vorjahr prägte wie kein anderer der einheimischen Fahrer. Niehues, wir erinnern uns, fuhr ein überaus beherztes Rennen und gehörte einer zunächst fünf-, dann vierköpfigen Spitzengruppe an, die erst nach 175 Kilometern, kurz vor Münster, vom jagenden Peloton gestellt wurde. Über Stunden so wunderbar wie werbewirksam von WDR und Eurosport ins Bild gesetzt.

Das Problem: Am Tag der Deutschen Einheit treten an sich nur Berufsradfahrer in die Pedale, die in Diensten einer World-Tour-, Pro-Conti oder KT-Mannschaft stehen. 2022 war das bei Niehues der Fall, da hieß sein Arbeitgeber Bike Aid, in Deutschland die Nummer zwei hinter Bora-Hansgrohe. Aktuell fährt der 23-jährige Steverstädter aber für keines dieser Teams, die den obersten drei Ligen im internationalen Radsportzirkus angehören.

Fähigkeiten unbestritten

Wieso eigentlich nicht? Sein Talent – auf der Straße wie im Kampf gegen die Uhr – ist unbestritten. Obwohl er erst 2019 im Wortsinn umsattelte (vorher war Niehues ein sehr erfolgreicher Leichtathlet), hat der Allrounder, der endschnell ist, aber auch die Berge ganz gut hochkommt, seither reichlich Siege und Platzierungen in den Asphalt gebrannt. Vom Parforceritt beim Heimrennen und dem sehr ordentlichen Abschneiden bei der Zeitfahr-DM – Rang 24 hinter Leuten von internationalem Rang wie Lennard Kämna, Nils Politt (beide Bora) oder Max Walscheid (Cofidis) – mal ganz abgesehen. So einem müssten doch alle Türen offen stehen, nicht? Ja. Und nein.

So sehr er das Jahr bei Bike Aid genossen habe: „Dieser enorme Aufwand ist einfach nicht mit der Uni in Einklang zu bringen.“ Niehues studiert Maschinenbau in Dortmund. Was Solides, gut so. Wer nicht gerade über Jahre bei den Branchenkrösussen Ineos, Jumbo Visma oder UAE unter Vertrag steht, muss halt vorsorgen für die Zeit danach.

Das Ding waren dabei nicht die rund 30 000 Kilometer, die er binnen zwölf Monaten auf dem Tacho hatte: „So viele weniger werden es wohl auch künftig nicht sein“, schätzt Niehues. Aber die Rundfahrten über mehrere Tage – insgesamt sechs waren es im vergangenen Jahr, in Frankreich, Rumänien und der Türkei –, die fielen fortan weg: „2023 werde ich im Wesentlichen Eintagesrennen bestreiten.“

Bundesligastart am Wochenende

Zum Beispiel in der Bundesliga, dort stehen jetzt am Wochenende die ersten beiden Termine an, in Schweigen (Rheinland-Pfalz) und Düren (NRW). In der Beletage startet Niehues für das Team Hessen-Frankfurt-Opelit, ansonsten trägt er das Trikot des RSV Münster. Bei den nationalen Meisterschaften, in der letzten Juniwoche im Südschwarzwald, will der Lüdinghauser ein zweites Mal bei den Erwachsenen angreifen. Und es insbesondere in seiner Paradedisziplin – Mann gegen Chronometer – (noch) „ein bisschen besser machen“ als bei der persönlichen Premiere im Vorsommer im Sauerland.

Niehues hat schon auch Blut geleckt 2022. Nach dem Studium noch mal voll angreifen? Denkbar. Und der Giro? Zumindest gäbe es da ein Hintertürchen. Vor zwei Jahren, da kurbelte er noch nicht für Bike Aid, durfte der Steverstädter im Dress der Nationalmannschaft an den Start gehen. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Sieg in Herford

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