Tennis: Davis-Cup-Finale
Münsteraner Sören Friemel ist Oberschiedsrichter in Gent
Münster/Gent
Er hat Erfahrungen bei Olympischen Spielen gesammelt, kennt die vier Grand Slams in- und auswendig, war bei über 50 Davis-Cup-Partien im Einsatz und hatte beim Fed-Cup-Finale 2013 zwischen Italien und Russland die Aufsicht als Regelhüter. Sören Friemel ist im Tennis-Zirkus in den letzten zwei Jahrzehnten viel herumgekommen und hat eine Menge Highlights, Kuriositäten und spezielle Momente auf den Courts dieser Welt erlebt. Doch in diesen Tagen betritt der Münsteraner Neuland.
Wenn ab Freitag Gastgeber Belgien und Großbritannien in Gent um die Krone im Davis Cup streiten, sorgt Friemel als Oberschiedsrichter für den reibungslosen sportlichen Ablauf – erstmals in seiner Karriere im Endspiel des bedeutenden Team-Wettbewerbs.
Für den 44-Jährigen ist die ihm anvertraute Aufgabe eine Auszeichnung und eine besondere Aufgabe zugleich. „Es gibt nur wenige Officials auf der Welt, die ein Finale leiten durften. Es ist schon ganz cool, jetzt zu diesem Kreis zu gehören. Der Davis Cup an sich ist immer eine Herausforderung, ein Endspiel noch mehr“, sagt Friemel, der in den Tagen vor dem ersten Aufschlag um Normalität bemüht war.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Nicht ganz einfach in den Zeiten des Terrors, der Belgien derzeit fest im Griff hat. Schon die Anreise aus seiner Wahlheimat London, wo Friemel in der Zentrale der International Tennis Federation (ITF) beschäftigt ist, über Lille nach Gent stand im Zeichen der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, die rund um die Austragungsstätte „Flanders Expo“ gelten.
Seit Montag dürfen nur akkreditierte Personen in die 13000 Zuschauer fassende Halle, Taschen und Rucksäcke dürfen die Besucher nicht mit in die Halle mitnehmen. Auch die Auslosung fand am Donnerstag nicht wie geplant in einer Musikarena statt, sondern direkt am Spielort – ebenso das offizielle Diner.
„Das Thema Sicherheit ist natürlich riesig groß, auch ich als Oberschiedsrichter bin involviert. Es werden verschiedene Szenarien durchgesprochen, man weiß ja nie, was passiert. Aber wir fühlen uns hier sicher, es ist ruhiger als erwartet“, erklärt Friemel mit dem Verweis, dass zur Eröffnungsfeier Mitglieder des belgischen Königshauses erwartet werden.
Spannung steigt
Und so kann er sich ganz seinen Aufgaben als Oberschiedsrichter widmen und kann dafür Sorge tragen, dass sich beide Mannschaften nur auf den Sport konzentrieren können. Der Sandplatz ist in einem guten Zustand, die Zusammenarbeit mit den Teamchefs Johan van Herck und Leon Smith funktioniert problemlos.
„Auch wenn man den Beteiligten beider Mannschaften anmerkt, dass es für sie vielleicht die größte Chance in ihrem Leben ist, den Davis Cup zu gewinnen. Die Spannung ist höher“, sagt Friemel. Das gilt nicht nur für die Spieler wie David Goffin oder Andy Murray, sondern auch für den Münsteraner. Trotz all der gesammelten Erfahrung auf den großen Schaubühnen des Tennis.
► Als Reaktion auf den Terror von Paris werden die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärft. So sind weder Taschen oder Rucksäcke noch das Mitführen von Getränken oder Essen erlaubt. Ein Großaufgebot der Polizei, unter anderem mit Spürhunden, wird im Einsatz sein. Der Tennisweltverband hatte zuletzt wiederholt betont, das Spiel planmäßig ausrichten zu wollen.
Murray bestreitet zweites Einzel
Der Weltranglistenzweite Andy Murray trifft beim Davis-Cup-Finale zwischen Gastgeber Belgien und Großbritannien in Gent in seinem ersten Einzel am Freitag auf Ruben Bemelmans. Den Auftakt des Spieltages machen ab 13.30 Uhr David Goffin und Kyle Edmund.
Am Samstag spielen die Murray-Brüder Andy und Jamie im Doppel gegen Kimmer Copperjans/Steve Darcis, ehe sich am Sonntag Uhr Murray und Goffin sowie Edmund und Bemelmans gegenüberstehen. Der ehemalige Wimbledon- und US-Open-Gewinner Murray soll das Team „Great Britain“ auf dem Sandplatz in der „Flanders Expo“ zum insgesamt zehnten Titel und dem ersten seit 1936 führen. Belgien könnte seinen ersten Titel überhaupt holen
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