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Fußball: Tribünengespräch

Charakterfrage bei Preußen II, FCG darf hoffen

Münster

In der Oberliga-Abstiegsrunde geht's für Preußen Münster II ans Eingemachte, der 1. FC Gievenbeck kennt die Relegations-Regelung und der SC Münster 08 gönnt sich eine Auszeit.

Von Jonas Austermann, Camillo von Ketteler und Thomas Rellmann

Kieran Schulze-Marmeling (l.), Trainer von Preußen Münster II, stellt auf den letzten Metern der Oberliga-Abstiegsrunde die Charakterfrage. Kapitän Marius Mause (r.) ist zweifelsfrei einer, der jetzt vorweg gehen kann. Foto: Wilfried Hiegemann

Mit dem 4:3-Sieg des FC Schalke 04 II beim KFC Uerdingen war am Samstagabend klar, dass nur ein westfälischer Regionalligist (SF Lotte) absteigen muss. Das bedeutet, dass in der Oberliga ein Platz nachbesetzt werden muss – die Vizemeister der beiden Westfalenligen erhalten also ihr Relegationsspiel.

Für den 1. FC Gievenbeck also eine gute Nachricht, auch wenn Coach Florian Reckels dem Thema keine Priorität zuordnet. Die Münsteraner belegen aber im Moment Rang zwei und wären damit Gegner des TuS Hordel, für den die Abstände nach oben und unten riesig sind. Da ist die Position in der FCG-Gruppe deutlich umkämpfter.

Offen ist nach wie vor, ob der Vorsprung auf Preußen Espelkamp drei oder sechs Zähler beträgt. Im Raum steht sogar der Verdacht der Urkundenfälschung, denn vor der Partie gegen den SV Rödinghausen II, die der Tabellendritte 5:0 gewann und die nun mit 2:0 für den Gegner gewertet wurde, waren auf mysteriöse Weise zwei Spieler abgemeldet worden. Am Samstag treffen Espelkamp und Gievenbeck aufeinander. Das wird schon eine wegweisende Partie.

Nullacht-Kicker "im roten Bereich"

Der SC Münster 08 hatte es nicht immer ganz einfach in der Rückrunde dieser Saison. Zuerst diese unglaubliche Coronawelle, die das Team heimsuchte und es im Februar und März ganze fünf Wochen kein Spiel bestreiten ließ. Und dann, wie soll es auch anders sein, mussten diese Partien natürlich nachgeholt werden.

Elfmal stand Nullacht in den vergangenen etwas mehr als sechs Wochen auf dem Rasen, spielte in Laggenbeck, Hörstel, Bösensell oder wie am vergangenen Sonntag in Borghorst. „Die Jungs kriechen gerade alle absolut auf dem Zahnfleisch, die Akkus sind im roten Bereich“, sagte Trainer Julian Wiedenhöft nach dem 3:0-Erfolg seiner Mannschaft. „Unter diesen Voraussetzungen war dieser Sieg eine brutale Leistung. Ich habe den Jungs nach dem Spiel gesagt, dass sie sehr stolz auf sich sein können.“

Verabschiedet sich (wohl) mit dem Bezirksliga-Klassenerhalt vom SC Münster 08: Trainer Julian Wiedenhöft, der im Sommer zum Landesligisten SV Herbern wechselt. Foto: Wilfried Hiegemann

Tatsächlich, all der Widrigkeiten zum Trotz überstand der Kanal-Club diese harten Wochen gut, zog sich am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf. Sechs jener elf Spiele gewann Nullacht, verlor nur drei. Vor dem Heimauftritt gegen Arminia Ibbenbüren bleibt nun Zeit, mal etwas durchzuatmen. „Vor Sonntag will ich keinen wiedersehen, wir haben jetzt die komplette Woche trainingsfrei“, sagte Wiedenhöft – und ließ den Sieg mit seinem Team und „dem einen oder anderen Kaltgetränk“ im Clubheim ausklingen.

Preußen II mit Drei-Punkte-Polster

Von Feierlaune ist Oberligist Preußen Münster II weit entfernt. Nach dem 0:2 bei der SpVgg Vreden rutschte das Team von Kieran Schulze-Marmeling in der Abstiegsrunde auf Platz fünf von elf ab. Weil wie eingangs erwähnt mit Lotte nur ein westfälischer Club in die Oberliga runter muss, gibt es von dort fünf Absteiger in die Westfalenliga. Noch liegt die SCP-Zweite drei Punkte vor der Hammer SpVg, die den ersten Abstiegsplatz belegt und schon eine Partie mehr absolviert hat.

„Wir müssen unbedingt auf die Tabelle schauen“, sagt Schulze-Marmeling. „Unsere Situation ist keine luxuriöse mehr.“ Vier Spiele stehen noch aus, drei der Gegner liegen derzeit hinter den Adlerträgern. Damit das auch so bleibt, muss das Trainerteam handeln – zu oft schon belohnten sich die Preußen nicht für fußballerisch einwandfreie bis sehenswerte Auftritte.

Welche Rolle spielt die Saison 2019/20?

Doch wo ansetzen? Schulze-Marmeling sagt: „Wir wussten vor Saisonbeginn, wo die Stärken und Schwächen der Mannschaft liegen. Charakter und Mentalität sind auch Talente – an denen versuchen wir zu arbeiten.“ Das geht zum einen mit vielen Gesprächen, zum anderen mit dem Videostudium. Vorab wirft der Trainer die Fragen auf: „Wo bleibt jemand stehen? Wo hält jemand seine Position nicht? Wo passt die Körpersprache nicht?“

Hinzu kommt, dass in der jetzigen Oberliga-Truppe auch ein U-19-Jahrgang vertreten ist, der in der abgebrochenen A-Junioren-Bundesliga-Saison 2019/20 von 20 Partien keine gewann. „Einige Jungs hatten in dieser Zeit viele Negativerlebnisse, es haben sich gewisse Muster eingeschlichen. Auch die versuchen wir zu ändern“, erklärt der 33-Jährige.

Die Hoffnung auf den Klassenerhalt lebt, zur Ausbildung der jungen Garde gehört auch „der Umgang mit einer Negativ-Serie und das Herauskommen aus dieser“, wie der Coach sagt. Trotzdem wird Schulze-Marmeling jetzt ganz genau hinschauen, er will wissen: „Wer ist für diese Situation gemacht? Und wer nicht?“

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