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Kriegsflüchtling Ali Shaheen findet in Ochtrup neues Zuhause

Odyssee endet in Ochtrup

Ochtrup

Der SC Arminia Ochtrup begrüßt seit einigen Wochen einen Trainingsgast aus dem Nahen Osten. Ali Shaheen ist ein Flüchtling aus dem seit Mai 2011 vom Bürgerkrieg geprägten Syrien. Mittlerweile liegt auch die Spielberechtigung seitens des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) vor. Allerdings ist Shaheen von Abschiebung bedroht. Arminia hat einen Anwalt eingeschaltet, der sich um die rechtlichen Belange des Syrers Kümmert.

Alex Piccin

Der Syrer Ali Shaheen (re.) hat beim SC Arminia Ochtrup ein Zuhause gefunden. Arminias Spielführer André Dinkhoff hilft dem gebürtigen Syrer, in seiner neuen Heimat Fuß zu fassen. Foto: Alex Piccin

Der SC Arminia Ochtrup begrüßt seit einigen Wochen einen Trainingsgast aus dem Nahen Osten. Ali Shaheen ist ein Flüchtling aus dem seit Mai 2011 vom Bürgerkrieg geprägten Syrien. Mittlerweile liegt auch die Spielberechtigung seitens des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) vor. In seiner Heimat spielte der Rechtsverteidiger für den Tischrin SC aus der Hafenstadt Latakia. Am morgigen Sonntag könnte Shaheen gegen die U 23 von Eintracht Rheine erstmalig im Arminendress auflaufen (Anstoß 15 Uhr, Jahnstadion in Rheine).

Ein langer und schwieriger Weg liegt hinter dem Syrer. Ende Februar gelang Shaheen die Ausreise in die Türkei. Von dort aus ging es mit einem Schlepperboot über das Mittelmeer nach Griechenland. Diese Phase bezeichnet der 22-Jährige als die Schlimmste der knapp sechs Wochen langen Flucht: „Das Boot begann langsam zu kentern. Also sollten sich jene, die schwimmen können, ins Wasser begeben und an der Bordwand festhalten, damit nicht alle untergehen.“ Zwei Stunden später wurden die Flüchtlinge von der griechischen Küstenwache aufgegriffen und in ein Auffanglager gebracht, in dem Shaheen zwölf Tage verbrachte. „Dort stand uns gerade mal ein kleines Bett zur Verfügung, ansonsten gar nichts. Einmal am Tag bekamen wir eine Kleinigkeit zu essen. Man hatte das Gefühl, in einem Wald zu leben“, schildert der Syrer den weiteren Verlauf seiner Odyssee.

Von dort ging es in einem LKW weiter in Richtung Deutschland. Über Bremen gelangte Shaheen nach Bielefeld, wo ihm von den deutschen Behörden eine Aufenthaltsgestattung ausgestellt worden ist. Anfang April kam er schließlich nach Ochtrup. Ginge es nach ihm, dürfte seine Reise in der Töpferstadt enden: „Ich fühle mich hier sehr wohl. Dank dem Verein ‚Miteinander‘ und Jochen Schmidt habe ich bei Arminia Ochtrup schnell Anschluss gefunden und sehe mich nicht mehr als Fremden.“

Der ehemalige Abteilungsleiter Schmidt stellte den Arminen Shaheen beim Training vor. „Er besaß nur noch die Klamotten, die er anhatte, aber das war kein Problem. Hose, T-Shirt und Schuhe wurden schnell gefunden, und so konnte er gleich mitspielen“, erklärt André Dinkhoff, Spielführer des SCA. „Die Sprachbarriere war nicht mal ein Problem, da Fußball ohne viele Worte funktioniert. Aber als Englischlehrer bot es sich an, dass ich mich etwas intensiver um ihn kümmere.“

Einen ersten Sprachkurs hat Shaheen bereits absolviert, doch Deutsch sprechen traut er sich noch nicht zu: „Verstehen tue ich so 40 Prozent. Für das Sprechen bleibe ich lieber erst einmal beim Englischen.“

Vor Kriegsausbruch hatte der Syrer drei Jahre Agrartechnik studiert. „Mein mittelfristiges Ziel ist es, das Studium zu beenden. Aber zuerst würde ich gern irgendwo irgendeinen Job finden, damit ich auch unter Leute komme und die Sprache besser lernen kann“, so Shaheen. Unterstützung erfährt er dabei aus Mannschaft und Verein.

Doch noch wichtiger für ihn ist die Hilfe in rechtlicher Hinsicht, denn der 22-Jährige soll abgeschoben werden. Dinkhoff fiel bei der Nachricht aus allen Wolken: „Als er mir das gesagt hat, konnte ich es nicht glauben. Im Kreise der Mannschaft war sofort klar, dass wir da was unternehmen wollen und haben uns an einen Anwalt gewandt. Die Fristen wurden eingehalten, jetzt können wir nur abwarten. Ich finde es schade, dass sich manche über Kleinigkeiten aufregen, während es anderen so schlecht geht.“ Hoffnung schürt auch Shaheen: „Ich bin André und dem Team sehr dankbar und wünsche mir, dass die Sache ein gutes Ende nimmt.“

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