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Volleyball: 3. Liga West Frauen

Reif für die 2. Liga: BSV Ostbevern gewinnt Drama gegen TV Cloppenburg

Ostbevern

Der BSV Ostbevern gewann ein Drama gegen den TV Cloppenburg mit 3:2 und hat damit am vorletzten Spieltag die Vizemeisterschaft sicher. Wenn er denn will, darf der BSV in die 2. Liga aufsteigen. Die Dramaturgie des Schlagabtausches war filmreif.

Ralf Aumüller

Geschafft! Die Vizemeisterschaft in der 3. Liga ist perfekt für den BSV mit (o.v.l.) Trainer Dominik Münch, Sophia Eggenhaus, Anna Dreckmann, Carolin Auen, Franka van der Veer, Maike Rüdingloh, Franziska Seidel, Clara Tewinkel, Wiebke Silge sowie (u.v.l.) Physiotherapeutin Carina Spitthoff, Sabrina Roer, Maren Flachmeier, Vera Horstmann, Lea Dreckmann und Andrea Mersch-Schneider. Foto: Aumüller

Als gestern Abend um kurz nach halb sieben der Konfettiregen in der Beverhalle einsetzte und die BSV-Volleyballerinnen mit einem Becher Sekt in der Hand die stehenden Ovationen der Zuschauer entgegennahmen, Trainer Dominik Münch auf den Schultern getragen wurde und sich jeder mit jedem herzte, war ausnahmslos allen anzusehen: Hinter ihnen lagen zweieinhalb wahnsinnige Stunden. Wohin man auch blickte: gerötete Gesichter, durchgeschwitzte Trikots, T-Shirts und Oberhemden. Die Spielerinnen und der Coach sahen gestresst aus, auch den meisten Fans war das Drama noch anzusehen.

Selig waren sie trotzdem alle. Mit dem 3:2 (25:18, 14:25, 25:23, 23:25, 16:14) hat Ostbevern am vorletzten Spieltag die Vizemeisterschaft in der 3. Liga West perfekt gemacht. Der BSV darf jetzt in die 2. Liga aufsteigen. Ob er das auch macht, ist noch nicht entschieden. War am Sonntagabend aber auch (noch) nicht wichtig. Jeder, der in der proppenvollen Halle war, hatte noch genügend mit dem zu tun, was er da gerade erlebt hatte.

Wenn ein Autor ein Drehbuch für ein gefühlsstarkes Sport-Movie schreiben soll und diesen Spielverlauf vorlegen würde, würde ihn jeder Produzent rauswerfen. Zu krass, zu schnulzig und zu unglaubwürdig am Ende. Was die Volleyballerinnen aus Ostbevern und – in den tragischen Rollen – aus Cloppenburg gezeigt hatten, war reif für den Oskar. Das Match hätte keinen Verlierer verdient gehabt. Das geht aber nicht, also steigt der TV Cloppenburg jetzt ab. Münch sagte nachher: „Ich weiß auch nicht, warum und wie wir am Ende gewonnen haben. Großen Respekt für den Gegner!“

Seiner Mannschaft war die Nervosität in einem hektischen und fehlerhaften Duell bis zum Schluss anzumerken. „Den Kopf ganz auszuschalten, ist in solch einem Spiel nicht möglich. Von außen sah es aus, dass die Mädels nachgedacht haben. Wir sind heute in gar keinen Flow gekommen.“

Nach holprigem Start gewannen die Gastgeberinnen den ersten Satz am Ende noch deutlich mit 25:18. Im zweiten lief bei den Blau-Weißen, ausgehend von einer miserablen Annahme, nicht mehr viel. Cloppenburg holte sich den Punkt mit 25:14. Der dritte war Nervenkitzel pur. Und es ging auch abseits des Feldes zur Sache: Der Gäste-Coach legte sich mit den Schiedsrichtern an, die Trainer beharkten sich untereinander mit Gesten und Worten. Nach einem 20:22-Rückstand jubelten die Ostbevernerinnen mit 25:23. Im vierten Durchgang lief es andersherum: Cloppenburg drehte einen 19:22-Rückstand zum 25:23.

2:2, es ging den Tie-Break. Weil Verfolger Essen mit 3:0 gegen Bonn gewonnen hatte, musste der BSV siegen, um an diesem Tag schon sicher Zweiter zu sein. An den Zuschauern lag es nicht, dass es mit 5:7, 6:9 und 9:11 lange nicht gut aussah. Die Fans gaben alles – und verwandelten die Beverhalle nach dem Matchball zum 16:14 in eine Party-Arena.

BSV: Eggenhaus, A. Dreckmann, Auen, Rüdingloh, Silge, Roer, Flachmeier, Horstmann, L. Dreckmann, Mersch-Schneider, Seidel, van der Veer.

Kommentar

Mit dem emotionsgeladenen Sieg gegen den TV Cloppenburg haben die Volleyballerinnen des BSV Ostbevern das erste Zugriffsrecht auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Das muss der Drittligist nutzen. Eine andere Entscheidung wäre schwer nachvollziehbar.Die Geschichte, die diese Mannschaft bis heute geschrieben hat, ist zu schön, als dass sie nicht in der 2. Liga weitergehen sollte. Die überwiegende Mehrheit der Spielerinnen und der Trainer kommen aus Ostbevern. Volleyball ist schwer angesagt im Dorf, die Beverhalle immer gut gefüllt. Es wäre jetzt der vierte Aufstieg innerhalb von nur sechs Jahren. Nichts spricht dagegen, den anzunehmen.Sportlich hat das Team, das schon im Vorjahr Vizemeister geworden ist, seine Qualitäten ausreichend bewiesen. Die Rahmenbedingungen, vor allem die finanziellen, müssten passen. Schließlich wollte der BSV bereits 2018 aufsteigen. Der Coach ist auf dem Weg, die erforderliche A-Lizenz zu erwerben. Und fast alle Spielerinnen sind noch nicht in dem Alter, dass sie auf berufliche oder familiäre Verpflichtungen Rücksicht nehmen müssten.Sollte der BSV wider Erwarten auf den Aufstieg verzichten, könnte er das später bereuen. Einen besseren Zeitpunkt wird es nicht geben.

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