Fußball: Regionalliga West
Fußball verrückt: Preußen vertrödeln fast ein 5:0 gegen Straelen – Wuppertal stolpert
Münster
5:0 geführt nach einer Stunde, vier Gegentore in den letzten 20 Minuten – das reichte Regionalliga-Spitzenreiter Preußen Münster zum 5:4-Heimerfolg vor 6677 Zuschauern gegen Schlusslicht SV Straelen. Da der Wuppertaler SV verlor, wächst der Vorsprung auf gewaltige elf Zähler.
Fußball verrückt im Preußenstadion! Nach gut einer Stunde führte der SC Preußen Münster, immerhin Tabellenführer der Regionalliga West, fast schon standesgemäß mit 5:0 gegen Schlusslicht SV Straelen. Eine halbe Stunde später schleppten sich die Adlerträger mit hängenden Flügeln so gerade noch in die Kabine und hatten mit 5:4 (3:0) gewonnen. Ein Spektakel der besonderen Art, zum zweiten Mal in dieser Saison gewann Münster zwar mit 5:4 – wie schon bei Wattenscheid 09 – gegen ein Kellerkind der Liga. Aber, und das war die Botschaft des Abpfiffs, wie von Abwehrspieler Simon Scherder postuliert: „Im Prinzip sind die drei Punkte das einzig gute an dieser Partie. Ich war froh, dass der Schiedsrichter nur zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte – sonst hätten wir womöglich noch verloren. Das ist unglaublich, ich bin sprachlos.“
Auch Trainer Sascha Hildmann war auf einer Achterbahnfahrt unterwegs. „Verrückt, ein verrücktes Spiel. Das war Wahnsinn“, fasste er die Straelener Aufholjagd der letzten 20 Minuten zusammen. In Wattenscheid hatte der SCP mit 4:1 geführt, dann das 4:4 kassiert, am Ende durch Simon Scherder in der Nachspielzeit das 5:4 erzielt. Nun gegen Straelen hieß es 5:0 nach 59 Minuten, aber nach dem Eigentor von Gerrit Wegkamp (70.) ließ das Schlusslicht weitere drei Treffer folgen, der Spitzenreiter knickte im Stile eines Kartenhauses in sich zusammen, taumelte und fing sich so gerade. Also noch ein 5:4 für Münster. Hildmann: „Das habe ich auch noch nicht erlebt, zwei Siege mit 5:4 in einer Saison. Aber wie wichtig auch dieser Sieg ist, zeigen die anderen Ergebnisse.“ Denn Münster hat nun elf Punkte Vorsprung auf die beiden Verfolger Borussia Mönchengladbach II und Wuppertaler SV, die Reserve vom Niederrhein gewann mit 4:2 beim WSV – und Münster hat noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.
Ausrutscher der Preußen nicht geplant
Auf diesen Ausrutscher musste die Konkurrenz auch nicht wirklich hoffen, auch das gehört zur Wahrheit dazu: Das war der siebte Streich in Folge, sieben Siege in Reihe, in Siebenmeilenstiefeln jagt der SCP der Meisterschaft entgegen. Selbst nach dieser Zitterpartie am Ende gegen Straelen. Auch wenn es nach der Heimbegegnung gegen den Tabellenletzten viel, sehr viel Redebedarf geben wird. Das steht fest.
Oubeyapwa für Lorenz in der Startelf
Coach Hildmann musste seine Formation nur auf einer Position ändern, weil Marc Lorenz gelbgesperrt fehlte. Dafür rückte Shaibou Oubeyapwa in die Startelf. Er hatte das Rennen um den elften Platz in der erfolgsverwöhnten Formation der Adlerträger gegen Alexander Langlitz und Marvin Benjamins gewonnen. Münster im 3-5-2-System legte los.
Straelen macht es dem SCP leicht
Und wie: Nach zehn Minuten war die Führung da, drei Minuten später die Vorentscheidung gefallen, allerletzte Zweifel nach 34 Minuten mit dem 3:0 ausgeräumt. Oder? Andrew Wooten mit seinem elften Saisontor traf per verwandeltem Foulelfmeter zur Führung, zuvor hatte Straelens Abwehrchef Dacain Baraza den Preußen Yassine Bouchama leichtsinnig gefoult. Wenig später ergatterte Gerrit Wegkamp den Ball vom orientierungslosen Baraza, seine Vorarbeit verwandelte Nicolai Remberg zum 2:0. „Wir haben die Tore hergeschenkt“, sagte Straelens Trainer Kevin Wolze. Ehe Dennis Grote mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze zum 3:0 traf, lagen noch einige gute Chancen für die Hausherren vor. Das hätte auch höher als 3:0 zur Pause heißen können – wobei SCP-Schlussmann Max Schulze Niehues, das sei ordnungshalber vermeldet, zweimal toll reagierte bei Angriffen der Gäste. Bis dahin lief alles nach Drehbuch.


Die Kräfteverhältnisse waren dabei eindeutig, der Spitzenreiter hatte von der ersten Minute an alles im Griff. Straelen leistete aber schon Gegenwehr. Doch schnell war klar, dass zwischen beiden Teams schon eine oder zwei Klassen lagen. Zur Pause hatte Münster, der Tabellenführer, bereits die Punkte 51, 52 und 53 praktisch abgegriffen.
Wegkamp trifft doppelt und dreifach
Vor allem, weil Gerrit Wegkamp 30 Sekunden nach Wiederanpfiff auf 4:0 erhöhte, dann flankte Scherder maßgerecht und erneut Wegkamp stellte nach 59 Minuten auf 5:0. Sollte es den höchsten Saisonsieg geben, bislang galt das 6:1 bei Fortuna Düsseldorf als Maßstab.
Alles kam ganz anders, zum Beispiel der Hattrick von Gerrit Wegkamp, der das Eigentor zum 1:5 nicht auf sein Trefferkonto gutschreiben lassen konnte. Dann ging es Schlag auf Schlag, Straelen hatte gewisse Offensivqualitäten vor der Pause angedeutet, doch nun wurde das mittlerweile eingeschlichene Larifari-Abwehrverhalten der Preußen konsequent bestraft. Der auffällige Tyron Mata (73. und 86.) traf doppelt, in der ersten Minute der Nachspielzeit zudem noch Niek Munsters zum 4:5. Die Preußen wanderten ziellos über das Feld, gewannen kaum Zweikämpfe, hatten keinerlei Kontrolle mehr. Simon Scherder staunte nicht schlecht. „Kann das wahr sein, dass wir nach einer 5:0-Führung am Ende auf Zeit spielen, um den Sieg zu retten?“, fragte er eher rhetorisch. Und fügte dann noch an: „Mein Vadder hat mir gesagt, wenn wir noch zehn Minuten länger gespielt hätten, dann hätten wir so verloren.“ Referee Fasihullah Habibi hatte nur zwei Minuten Nachholbedarf angezeigt. Münster rettete den Sieg ins Ziel, die Konkurrenz aus Wuppertal ließ dagegen Federn. Fußball verrückt halt.
Münster: Schulze Niehues – Scherder, Kok, Hahn – Oubeyapwa, Remberg (59. Benjamins), Grote, Teklab (59. Atmaca) – Bouchama (68. Bouchama) – Wooten (76. Frenkert), Wegkamp. – Trainer: Hildmann
Straelen: Paris – Päffgen, Baraza, Mata – Heller (59. Yanagisawa), Vicario (46. Niek Munsters), Arifi, Joep Munsters, Miyamoto – Dünnwald (70. Harouz), Fionouke (46. Ben Salah). – Trainer Wolze
Tore: 1:0 Wooten (10., Foulelfmeter, Baraza an Bouchama), 2:0 Remberg (13., Pass Wegkamp), 3:0 Grote (34., Pass Bouchama), 4:0 Wegkamp (46., Flanke Teklab), 5:0 Wegkamp (55. Pass Scherder), 5:1 Eigentor Wegkamp (70.), 5:2 Mata (73., Flanke Harouz), 5:3 Mata (86., Flanke Yanagisawa), 5:4 Niek Munsters (90.+1). – Zuschauer: 6677. – Schiedsrichter: Habibi (Duisburg). – Gelbe Karten: Atmaca / Joep Munsters, Arifi, Niek Munsters
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