Fußball: Regionalliga West
Wer soll die Preußen stoppen? Duo tritt auf die Bremse, Aachen gibt auf
Münster
Preußen Münster fährt mit Vollgas der 3. Liga entgegen. Vor 11.080 Zuschauern im heimischen Stadion deklassierte der Spitzenreiter Verfolger Alemannia Aachen förmlich. Der SCP darf sich dabei auf seine Joker und eine neue Stärke verlassen.
Die Wandertage des SC Preußen Münster gehen weiter und werden immer flotter. Längst haben alle, die mit diesem Verein sympathisieren, Siebenmeilenstiefel für den Aufstieg an. Und der SCP wandert nicht und schlendert schon gar nicht der Rückkehr in die 3. Liga entgegen. Nein, die Preußen und ihr Anhang rennen bereits.
Als am Sonntag gegen 16 Uhr die Partie vom in der Bundesliga erprobten Schiedsrichter Sören Storks aus Velen abgepfiffen wurde, da hatte Münster zum Auftakt in die Pflichtspiele des Jahres 2023 mit Alemannia Aachen einen Verfolger gleichermaßen deklassiert wie aus dem Titelrennen geschubst. „Wenn sich noch einer fragt, ob wir um den Aufstieg mitspielen – wir sind nicht mehr dabei“, sagte Aachens Coach Helge Hohl im Angesicht einer wegweisenden Niederlage. Denn der Spitzenreiter gewann vor 11.080 Zuschauern mit 4:0 (1:0). Sportlich stark und dabei zugleich gnadenlos.
Wer soll die Preußen noch aufhalten?
Also, Aachen nimmt sich selber raus aus dem Titelrennen. Die verbliebenen restlichen Verfolger des SCP, der Wuppertaler SV (5:1 gegen den 1. FC Bocholt), Borussia Mönchengladbach II (3:1 bei Fortuna Düsseldorf II) und der 1. FC Kaan-Marienborn (3:0 über den SV Lippstadt) blieben am Samstag siegreich, müssten aber schon eine kolossale Niederlagenserie der Preußen erleben, um im Mai noch auf Platz eins enden zu können.
Münster spielt am nächsten Sonntag im Rheydter Grenzlandstadion gegen die U 23 der Fohlen, ein weiterer so genannter Stolperstein. Aachen war ein dicker Brocken, eigentlich räumte der SCP diesen im Stile einer Klassemannschaft und bei feinstem englischem Fußballwetter mit großer Leichtigkeit aus dem Weg.


Schulze Niehues rettet Preußen früh
Nur Trainer Sascha Hildmann blieb nach der Partie seiner Devise treu. Er freue sich über die Träume und Hoffnungen der Fans, die Erwartungshaltung sei ihm bewusst, aber: „Ich schaue nicht 14 Partien voraus. Wir gehen jetzt in die Partie gegen Mönchengladbach, werden mit positiven Gedanken an die Sache herantreten, uns vorbereiten und fertig.“ Nur weiß er auch um die Ausgangslage, um den Acht-Punkte-Vorsprung, das fast schon enthemmte Umfeld. Es riecht nach Aufstieg.
Wobei der SCP auch ein, zwei schwache Momente hatte. „Wir waren etwas hektisch am Anfang, da wollten die Jungs zu viel, obwohl wir unsere Pressinglinie 15 Meter zurückgezogen hatten“, erklärte Hildmann, warum Aachen ein drei- bis fünfminütiges Offensiv-Feuerwerk abbrennen durfte. Torwart Max Schulze Niehues bewahrte den SCP nach nicht einmal 100 Sekunden bei einem Schuss von Jannis Held vor dem Rückstand.
Grote für fünf Minuten „im falschen Film“
Doch dann groovte sich der SC Preußen mit mindestens 10.000 eigenen Fans im Rücken – Aachen hatte knapp 1000 mitgebracht – so richtig auf der Rasen-Tanzfläche ein. „Na ja“, sagte Mittelfeldspieler Dennis Grote: „Für fünf Minuten dachte ich, wir sind im falschen Film. Ich hatte so ein Spiel und auch so ein Ergebnis am Ende erhofft, nicht unbedingt erwartet.“
Münster drehte auf, hatte eine Riesenchance durch Gerrit Wegkamp (11.) und einen Lattentreffer durch Nicolai Remberg (28.), ehe Simon Scherder per Kopf eine perfekte Ecke von Marc Lorenz zum 1:0 verwertete (29.).
Kommentar von
Thomas Rellmann:
Zwei neue Stärken
Nach dem Wechsel muckte die Alemannia kurz auf, trauerte dem 1:1 durch ein Abseitstor von Jannik Mause hinterher, ehe Sascha Hildmann traumwandlerisch perfekt wechselte. In der 65. Minute betraten Alexander Langlitz und Andrew Wooten den Platz, knapp 20 Sekunden später „staubte“ Langlitz einen Schuss von Wooten ab – für beide war es der erste Ballkontakt. Mit dem 2:0 waren Aachen aller Mut, alle Hoffnung, alles Aufbegehren genommen.
One-Touch-Joker sind auch für Hildmann neu
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Wooten (74.) und Langlitz (85.) die weiteren Treffer erzielten. Die SCP-Ersatzbank lieferte. Alle drei Treffer nach der Pause bereitete Henok Teklab per Ecke mit vor. „Schnelle Tore von Einwechselspielern habe ich schon erlebt, ich bin ja auch schon länger Trainer“, schüttelte Hildmann dennoch lange nach Spielende den Kopf. Erster Ballkontakt und damit Vorlage und Tor – das war auch für ihn neu.
Kein Treffer aus dem Spiel, dennoch 4:0 gewonnen. „Das muss man auch erst mal schaffen, ist ja auch eine Qualität“, erklärte Grote später. Es war der Fingerzeig auf eine Reihe liegengelassener Chancen und Angriffe mit Potenzial. Klingt unverschämt, aber der SCP hätte noch höher siegen können.
„Als Mannschaft haben wir uns weiter entwickelt“, stellte Routinier Grote fest. Im Hinspiel noch 2:4 in Aachen unterlegen, folgte nun die Revanche. Was den Weg zum Aufstieg noch beschwerlich machen könnte, ist für den Mittelfeldmann auch klar. „Bei acht Punkten Vorsprung darf kein Gegner auf die leichte Schulter genommen werden. Aber da sehe ich in unserem Kollektiv kein Risiko.“ Auf nach Mönchengladbach ...
Münster: Schulze Niehues – Scherder, Kok, Hahn – Teklab, Remberg (80. Koulis), Grote, Lorenz – Bouchama (58. Oubeyapwa) – Bindemann (65. Langlitz), Wegkamp (65. Wooten). – Trainer: Hildmann
Aachen: Johnen – Dervisevic, Uzelac, Wilton (58. Korzuschek), Schmitt (72. Hemcke) – Baum – Bajric (79. Statovci), Held (64. Imbongo), Müller, Ramaj – Mause. – Trainer: Hohl
Tore: 1:0 Scherder (29., Kopfball, Ecke Lorenz), 2:0 Langlitz (66., Vorarbeit Wooten), 3:0 Wooten (74., Ecke Teklab), 4:0 Langlitz (85. Ecke Teklab).
Zuschauer: 11080
Schiedsrichter: Storcks (Velen)
Gelbe Karten: Grote / Mause, Wilton, Held, Baum
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