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Fußball: Regionalliga West

Gesichtstattoo verrät möglichen Böllerwerfer, Motiv offen

Münster

Einen ersten Tatverdächtigen hatte die Polizei in Essen wieder rehabilitiert, jetzt ist erneut ein Fahndungserfolg geglückt. Nach dem Böllerwurf beim Regionalliga-Spiel zwischen RW Essen und Preußen Münster gab es am Freitag um 12 Uhr eine Pressekonferenz. Zudem steht ein Gerichtstermin fest.

Von Alexander Heflik und Jonas Austermann

Marvin Thiel (links) war einer der drei Betroffenen in Reihen von Preußen Münster nach dem Böllerwurf in Essen. Foto: Jürgen Peperhowe

Fahndungserfolg für die Ermittlungskommission (EK) „Böller“ in Essen: Die Tattoos verrieten den Tatverdächtigen, vermutlich war eines im Gesicht ausschlaggebend. Vier Tage nach dem Böllerwurf, der in der 74. Minute zum Abbruch der Partie in der Fußball-Regionalliga zwischen RW Essen und Preußen Münster führte, bei dem Preußens Reservespieler Marvin Thiel und Jannik Borgmann sowie  Athletiktrainer Tim Geidies verletzt wurden, ist nun ein Tatverdächtiger ermittelt worden.

Es handelt sich um einen 29 Jahre alten Familienvater aus Marl, der am Donnerstag festgenommen und verhört und am Freitag unter strengen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Er machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

Die Staatsanwaltschaft Essen wirft ihm nicht nur gefährliche Körperverletzung vor, sondern auch das Herbeiführen einer Sprengstoff-Explosion – was bei Verurteilung zu einer Mindeststrafe von einem Jahr führen würde. Damit ist auch klar, dass es sich nicht um einen „normalen“ Silvesterknaller oder Polen-Böller handelte, sondern die Wucht der Explosion deutlich höher beschrieben wird.

Verdächtiger mit Vorstrafen, Motiv unklar

Wie in der Pressekonferenz in Essen ausgeführt wurde, war der 29-Jährige zwar im Fanblock von RWE in der West-Tribüne verortet, gehört nach dem gewärtigen Stand aber keiner Fangruppierung des Regionalligisten an.

Der Verdächtige hat nach Aussagen der Staatsanwaltschaft ein gewisses Portfolio an Straftaten vorzuweisen – aus den Bereichen Verkehrs- und Eigentumsdelikte sowie Vermögensdelikte und Brandstiftung. Wie die Ermittler mitteilten, ist die Motivlage noch unklar. Es werde weiter in alle Richtungen ermittelt, auch der Staatsschutz ist eingebunden.

Die EK „Böller“ profitierte dabei von einer Reihe von Hinweisen durch Fans und Social-Media-Videos. Zu den Bildern der Überwachungskameras im Stadion sagte Polizeipräsident Frank Richter hingegen: „Die reichten nicht aus, das hat mit Videoüberwachung nichts zu tun. Es darf keine weiße Flecken geben, man muss Gesichter heranzoomen können.“ Das war an der Hafenstraße nicht so. Erst die Hinweisflut führte zur Festnahme.

Drei Punkte für Preußen? Gerichtstermin ist fix

Preußen-Sportdirektor Peter Niemeyer erklärte: "Wir freuen uns sehr über den schnellen Fahndungserfolg und darüber, das der mutmaßliche Täter ermittelt werden konnte." Für die Geschädigten aus Münster könnten sich nun, nachdem ein mutmaßlicher Täter feststeht, auch zivilrechtliche Schritte auftun. Niemeyer sagte dazu, dass der Club seine Spieler "bei eventuellen zivilrechtlichen Schritten unterstützen" werde.

Darüber hinaus geht es um die Spielwertung des beim Stand von 1:1 abgebrochenen Spitzenspiels. Drei Punkte für den SCP? RW Essen hofft noch auf ein Wiederholungsspiel. Nur wenige Minuten nach dem Abbruch war für die Verantwortlichen die Strategie klar, die besagte, dass es sich um einen Einzeltäter handelt.

Die Staatsanwaltschaft und auch Vertreter der Ermittlungskommission „Böller“ stellten klar, dass es bei der Tätersuche in den vergangenen Tagen eine enge Zusammenarbeit mit dem Verein gegeben habe.

Die Entscheidung über die Wertung der Partie wird nun zunächst das Sportgericht des Westdeutschen Fußball-Verbandes treffen müssen. Die Sitzung, vermutlich unter der Federführung des Vorsitzenden Hubert Jung, findet am Freitag, 4. März, in Duisburg statt. Der SC Preußen ist bei diesem Sportgerichtsverfahren allerdings nicht direkt beteiligt, sondern RW Essen muss den Vorfall erklären.

Die Essener Polizei informierte am Freitag um 12 Uhr in einer Pressekonferenz über den Tatverdächtigen und den Stand der Ermittlungen. Unsere Zeitung gibt einen Überblick darüber, was in Essen gesagt wurde:

12.25 Uhr: Das war es aus Essen. Die Pressekonferenz zum Böllerwurf ist beendet.

12.23 Uhr: Der Tatverdächtige ist - wie erwähnt - zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt worden, muss laut der Staatsanwältin aber hohe Meldevorgaben erfüllen. Er muss jeden Tag bei der Polizei erscheinen und hat zudem ein bundesweites Stadionverbot erhalten.

12.21 Uhr: Es geht noch mal um das Tattoo. Der Verdächtigte sei "sehr stark tätowiert", das von Zeugen genannte auffällige Tattoo habe sich im Gesicht befunden. Der 29-Jährige mache laut eigenen Angaben gerade eine Umschulung. Bei der Festnahme habe er keinerlei Gegenwehr geleistet.

12.19 Uhr: Laut Staatsanwältin Milk ist der "junge Mann" bisher nicht in Zusammenhang mit Ausschreitungen bei Fußballspielen auffällig geworden. Es gibt aber mehrere Verurteilungen gegen den Mann aus Marl - quer durch das Gesetzbuch.

12.16 Uhr: Zum Tattoo gibt es auf Nachfrage keine genaueren Angaben, es soll sich aber um kein politisches Tattoo handeln. Der Tatverdächtigte sei kein Dauerkarteninhaber, auch die Zugehörigkeit zu einer Fangruppe ist nicht bekannt. Der Beschuldigte hat in den Vernehmungen von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht.

12.15 Uhr: Auch die genaue Beschaffenheit des sogenannten "Polen-Böllers" soll weiter untersucht werden, zudem ist das Motiv weiterhin Gegegenstand der Ermittlungen.

12.13 Uhr: Wagener ist an der Reihe und berichtet, dass auch Kräfte des Staatsschutzes an den Ermittlungen beteiligt waren. Der nun dringend Tatverdächtigte sei letztlich aufgrund von gesammeltem Videomaterial, Zeugenaussagen und dem wiederkehrenden Hinweis auf ein Tattoo gefasst worden. Laut Aufnahmen könnte es sich tatsächlich um einen Einzeltäter gehandelt haben, sein Motiv ist bisher unklar.

12.11 Uhr: Jetzt übernimmt Staatsanwältin Milk. Ein 29 Jahre alter Familienvater aus Marl ist festgenommen worden. Gegen ihn sei ein Haftbefehl erwirkt worden, der am Donnerstagabend vollzogen wurde. Dem 29-Jährigen wird gefährliche Körperverletzung und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. Auf letzteres Vergehen kann eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr folgen. Der Tatverdächtigte ist laut Milk am Freitagmorgen vorerst wieder aus der Haft entlassen worden.

12.07 Uhr: Richter bedankt sich, dass RW Essens Vorstandschef Marcus Uhlig vor Ort ist und dass von den Fans vielerlei Hinweise eingegangen seien.

12.05 Uhr: Richter beginnt und sagt:"Die Beamtinnen und Beamten haben noch während der Spiel unterbrochen war, sofort die Ermittlungen aufgenommen. Die Qualität der Videos war aber nicht geeeignet, den Täter zu identifizieren." Am Donnerstag sei dann aber ein dringend Tatverdächtiger festgenommen worden.

11.59 Uhr: In der Pressekonferenz der Essener Polizei sind Polizeipräsident Frank Richter, der Leiter der Direktion Kriminalität Ralf Wagener und Oberstaatsanwältin Anette Milk zugegen. Gleich soll es losgehen.

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