Volleyball: Frauen-Bundesliga
Dank Jokerin und furchtloser Angreiferin: USC im Playoff-Krimi auf Kurs
Münster
Das harte Finale im Kampf um die Playoff-Plätze hat der USC Münster mit einem Punktgewinn gegen Schwerin eingeläutet. Dabei schlüpften eine Jokerin und eine furchtlose Angreiferin in Hauptrollen – auch weil es über eine wenig Videomaterial gibt.
Samstagabend, kurz vor halb zehn: Die Halle Berg Fidel kocht, sie gleicht einem Tollhaus. Von den 1600 Zuschauern hält es längst keinen mehr auf den Sitzen. Der USC Münster hat den frischgebackenen Pokalsieger SSC Palmberg Schwerin in den Tiebreak gezwungen und mischt auch im entscheidenden Abschnitt munter mit.
Dann die Szene, die sinnbildlich steht für den Auftritt der Unabhängigen an diesem Abend: Maria Schlegel, die mit 23 Zählern gefährlichste Münsteranerin wird, schlägt ausnahmsweise mal in den Block. Ihrem Gesicht ist der Frust darüber anzusehen. Trainerin Lisa Thomsen merkt das, spricht ihre Angreiferin an, deutet mit einer Geste an, dass sie ihre Mundwinkel ruhig zu einem Grinsen nach oben ziehen darf.
„Ich wollte Maria damit etwas auflockern“, erklärte Thomsen. „Wir wollten uns nicht frustrieren lassen, sondern das Mindset haben, so ein Top-Spiel auch zu genießen.“ Und das gelang ihrer Formation eindrucksvoll beim 2:3 (19:25, 25:17, 25:13, 8:25, 13:15) gegen Schwerin.
Thomsens Sonderlob für Zuspiel-Jokerin
Dabei begann die Partie erwartungsgemäß. Schwerin wirkte variabler und wuchtiger. Der USC hatte Probleme in der Annahme, bekam zudem Top-Scorerin Iris Scholten kaum ins Spiel. „Alle Gegner wissen, dass sie die beste Angreiferin der Liga ist und fokussieren sich sehr auf sie“, sagte Thomsen. „Das hat uns aber Räume für andere Spielerinnen eröffnet, die wir gut genutzt haben.“
Zahlen und Fakten
Im ersten Abschnitt ließ der USC zwar nicht locker, verlor diesen jedoch mit 19:25. Aber: Nach der Hereinnahme von Zuspielerin Meghan Barthel wirkte Münster kreativer im Angriff, erwischte Schwerins Block immer öfter auf dem falschen Fuß. Anlass genug für ein Sonderlob an Joker Barthel, wie Thomsen befand. Sie meinte: „Meggie war eine Bereicherung für unser Spiel. Schwerin wusste nicht genau, wie sie agiert.“ Der Grund liegt auf der Hand: Über Katerina Valkova, die Zuspielerin Nummer eins, gibt's mehr Videomaterial.
Angstfreie Kömmling nervt Schwerin nachhaltig
Mit Regisseurin Barthel schwang sich der USC zum Favoritenschreck auf. Mal punktete Schlegel, mal Luisa van Clewe, mal Elena Kömmling. Und weil der Fokus nicht mehr nur Scholten lag, lief auch die Niederländerin nach und nach heiß. „Wir hatten uns vorgenommen, mutig zu agieren und – bildlich gesprochen – wie ein Pitbull, der sich in der Wade festbeißt und nicht mehr abzuschütteln ist“, erklärte die USC-Trainerin. Der Plan ging auf.
Nach dem 25:17 im zweiten Satz blieb Münster am Drücker, deklassierte Schwerin im dritten Abschnitt sogar. „Wir wussten, dass leichte Bälle Geschenke für Schwerin sein würden, also hatten wir nichts zu verlieren“, meinte Kömmling, die die Gäste mit ihrer unbändigen, erfrischenden Art immer wieder empfindlich traf.
Warum der Punkt noch ganz wichtig werden kann
Den klaren dritten Satz konterte Schwerin mit einer Machtdemonstration im vierten Abschnitt (25:8). Münster hatte einen Punkt sicher – und hätte beinahe zwei daraus gemacht, führte im Tiebreak 6:4 und 10:9, zeigte aber spät Nerven. Die Ex-Münsteranerin Lina Alsmeier beendete die Partie mit ihrem Punkt – und zugunsten von Schwerin.


„Vor dem Spiel hätte ich den Punkt sofort unterschrieben, jetzt ist es fast ein bisschen schade um den Sieg“, meinte Thomsen. Und Kömmling sagte: „Dieser Punkt gegen einen Top-Club gibt uns unheimlich viel Selbstbewusstsein für die letzten zwei Aufgaben.“ Im Playoff-Rennen liegt der USC nun drei Punkte vor Suhl, hat noch ein Heimspiel gegen Dresden und die Auswärtsaufgabe in Potsdam vor der Brust. „Der Punktgewinn gegen Schwerin kann noch mega wichtig werden“, erklärte Thomsen – ihre Mundwinkel zeigten nach oben.