Fußball: Regionalliga
RWA-Trainer Kaya fordert Gier und Leidenschaft ein
Ahlen
Erst am Dienstag ist Markus Kaya auf die Kommandobrücke bei RW Ahlen geklettert. Doch schon drei Tage später muss er den abstiegsbedrohten Fußball-Regionalligisten durch die nächsten 90 Minuten manövrieren. Gerne mit Erfolg und ohne weiteren Schaden zu nehmen. Wie er das machen möchte und über seine ersten Eindrücke spricht der dritte RWA-Coach der laufenden Saison vor dem Köln-Spiel im Interview.
Es geht gleich zur Sache für den neuen Cheftrainer. Nur drei Tage nach seiner Vorstellung tritt Markus Kaya mit RW Ahlen am Freitagabend (19.30 Uhr) bei der U 21 des 1. FC Köln an – einem direkten Rivalen im Kampf gegen den Abstieg. Im Vorfeld spricht der 43-Jährige über seine ersten Eindrücke. Und sagt, was er auf die Schnelle bewirken möchte.
Wie waren die ersten Tage in Ahlen?
Kaya: Schon sehr aufregend. Das ist ja totales Neuland, nachdem ich zuvor drei Jahre in Oberhausen war. Ich musste mich erstmal reinfinden und die Abläufe kennenlernen. Aber in den ersten Einheiten war auf jeden Fall Leben und Feuer in der Truppe, das hat schon richtig Spaß gemacht.
Was für einen Eindruck haben Sie von der Mannschaft?
Kaya: Die ersten Einheiten haben meine vorherigen Eindrücke bestätigt, ich bin total überzeugt von dem Team. Wir haben natürlich auch viele Gespräche geführt, um den Spielern mitzuteilen, in welche Richtung es gehen soll. Aber in den ersten drei, vier Tagen kann man nicht alles verändern, da ist eher Psychologie gefragt.
Kaya fordert mehr Mut
Was wollen Sie denn auf die Schnelle in den Köpfen der Spieler bewirken?
Kaya: Da haben wir erstmal zwei, drei Dinge thematisiert, die ich jetzt gerne sehen möchte. Es geht darum, dass die Jungs mutig sein sollen. Dass sie sich etwas zutrauen sollen, ohne Angst davor zu haben, dass ihnen bei einem Fehler der Kopf abgerissen wird. In der nächsten Woche wird es darum gehen, noch ein paar andere Sachen konkret zu verändern.
Was denn zum Beispiel?
Kaya: Es fängt damit an, dass wir mutig von hinten heraus spielen wollen, mit einem klaren Aufbau. Das geht schon beim Torwart los. Gegen den Ball wollen wir mutig nach vorne verteidigen, das geht aber nur mit einer guten Restverteidigung. Und noch mal: Die Jungs sollen sich etwas zutrauen. Ich werde keinen Spieler in ein Regal stecken, das sind alles Individuen. Ich will niemanden verändern.
Sie haben bis zuletzt die A-Jugend von RW Oberhausen trainiert und treffen jetzt teils auf gestandene Regionalliga-Spieler. Eine Umstellung?
Kaya: Nein, das spielt für mich keine Rolle. Ich behandele die Spieler genauso. Klar, die Jungs aus der U 19 muss man auch noch ein bisschen erziehen. Grundsätzlich geht es aber nur mit einer guten Kommunikation, nur so kann man erfolgreich sein. Die Spieler müssen wissen, dass ich der Chef bin, dass für sie aber auch immer eine Tür offen ist und ich mich auch für ihr Privatleben interessiere. Ich habe genügend Menschenkenntnis, um zu sehen, wie ich mit einzelnen Spielern umgehen muss und warum es bei manchen aktuell vielleicht nicht so gut läuft.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Ahlen in dieser Saison solche Probleme hat, obwohl die Mannschaft eigentlich gut besetzt ist.
Kaya: Das kann ich nicht sagen, da möchte ich mir auch kein Urteil erlauben. Aber natürlich habe ich mich an meinen ersten Tagen schon mit dem Mannschaftsrat zusammengesetzt, um mir ein Bild zu machen. Und ich habe den Spielern erklärt, in welche Richtung es gehen soll. Jetzt geht es für mich darum, genau hinzusehen und zuzuhören, um die Probleme im Keim zu ersticken.
RWA-Trainer Markus Kaya
Mit der Begegnung am Freitag in Köln sind es noch zehn Spiele bei einem Rückstand von vier Punkten. Worauf kommt es jetzt an?
Kaya: Zunächst geht es gar nicht so sehr um die taktische Ausrichtung. Was wir jetzt brauchen, ist absolute Leidenschaft und Gier. Wir treffen noch auf einige Gegner, für die die Saison schon fast gelaufen ist. Die müssen sofort merken, dass es für uns noch um alles geht. Die müssen unseren absoluten Willen spüren. Und wenn das klappt, werden wir auch unsere spielerischen Momente haben.
Andreas Zimmermann stand für Powerfußball, Andreas Golombek wollte am liebsten immer die Null sehen. Für welchen Ansatz stehen Sie?
Kaya: Ich glaube, ich bin tatsächlich genau die Mitte davon. Ich bin kein Freund davon, nur hinten drin zu stehen, und wollte auch als Spieler immer am liebsten nach vorne. Klar ist, dass es nur mit einer guten Verteidigung geht. Aber wir haben genügend Spieler, die offensiv für besondere Momente stehen. Die dürfen wir nicht einschränken.
RWA-Coach will in Köln etwas mitnehmen
Heute geht es zur U 21 des FC Köln. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Kaya: Das ist keine typische Kölner Mannschaft, die nur über das Spielerische kommt. Das wird eine richtig unangenehme Aufgabe. Aber der Gegner soll sofort spüren, dass wir nicht nur verteidigen, sondern etwas mitnehmen wollen.
Zum Abschluss Hand aufs Herz: Wenn die Rettung gelingt, würden Sie gerne in Ahlen bleiben, oder?
Kaya: Wir haben uns ganz bewusst darauf geeinigt, dass wir uns jetzt nur auf diese zehn Spiele konzentrieren und uns anschließend wieder zusammensetzen. Aber klar, wenn wir es schaffen sollten, wäre ich sehr interessiert.
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