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Volleyball: Bundesliga Frauen

Was für ein Tiebreak-Krimi: Der USC Münster ringt Wiesbaden nieder

Münster

Zwei Sätze lang hatte der USC Münster kaum Zugriff, lag gegen den VC Wiesbaden auch im dritten Abschnitt schon 4:7 zurück. Dann aber machte es Klick bei den Unabhängigen, die zur großen Aufholjagd ansetzten und tatsächlich noch im Tierbreak siegten.

Maria Schlegel, die glücklos begann, steigerte sich wie ihre Teamkolleginnen und drehte so gegen den VC Wiesbaden noch einen 0:2-Satzrückstand zum umjubelten Tiebreak-Erfolg. Foto: Jürgen Peperhowe

Das ewig-junge Duell zwischen dem USC Münster und dem VC Wiesbaden hat am Samstagabend ein neues Kapitel geschrieben. Zwei Sätze lang sah es nicht danach aus, als könnten die Unabhängigen den Vergleich zweier Tabellennachbarn für sich entscheiden. Doch dank einer Steigerung und einer immensen Willensleistung drehte der USC die Partie und zog durch das 3:2 (20:25, 13:25, 25:22, 25:20, 15:11) am VCW vorbei. „Wir waren nach zwei Sätzen eigentlich tot. Aber dann haben wir Vollgas gegeben. Man kann gar nicht in Worten beschreiben, wie wichtig der Sieg für das Selbstvertrauen und die Tabelle sind“, sagte USC-Trainerin Lisa Thomsen nach dem 127-minütigen Krimi.

Mit einem Handicap war der USC in die Partie gegangen, musste neben Daniela Öhman auch auf Nikolina Maros verzichten – und hatte so mit Juliane Schröder und Luisa van Clewe nur zwei Mittelblockerinnen im Kader. Daran allein festmachen konnte man es nicht, dass der VCW in der zerfahrenen Anfangsphase Vorteile hatte. Zwar blockte van Clewe den Versuch von Lena Große Scharmann erfolgreich (7:9) und legte zum 8:10 nach, Im Anschluss aber war Wiesbaden um Diagonalangreiferin Große Scharmann sowie über die Mitte mit Rachel Anderson und Nina Herelova konsequenter als der USC, der sich immer wieder durch Fehler das Leben schwer machte. So führten die Hessinnen mit 17:10 und hatte alles im Griff. Nach einem spektakulären Ballwechsel mit grandiosen Rettungsaktionen der Liberas Zoe Fleck und Rene Sain (VCW) sowie einem Punkt von Iris Scholten hatte Münster zwar den Anschluss fast wieder hergestellt (20:23). Doch auf die Auszeit vom ehemaligen USC-Coach Benedikt Frank folgte ein Netzaufschlag von Anna Church. Der Durchgang war entschieden.

Barthel für Valkova

Die Satzführung war nicht unverdient, die formstarken Gäste stellten das stabilere Team, das mit seiner starken Block-Feld-Abwehr so manchen USC-Angriff entschärfte und daraus Kapital schlug. Wie beim Ballwechsel zum 13:8, den Münster schon fast für sich verbucht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Thomsen im Zuspiel gewechselt, ab dem 6:12 sollte es Meghan Barthel statt Katerina Valkova in der Zentrale richten. Eine Wende aber vermochte auch sie im zweiten Abschnitt nicht herbeiführen. Nachdem Scholten zweimal nacheinander an Blockerin Anderson gescheitert war, lag der USC erstmals zweistellig im Hintertreffen (8:18). Nein, es lief beim besten Willen nicht rund beim Gastgeber, der im Angriff zu fehlerhaft agierte. Schon nach Satz eins hatte Thomsen mit der Einwechslung von Mikala Mogensen für Mia Kirchhoff reagiert, später kam Elena Kömmling für die bis dahin glücklose Maria Schlegel. Und Kömmling führte sich gleich mit zwei Punkten ein – da stand es aber schon 10:20.

Kömmling mit viel Energie

Die Hürde Wiesbaden wurde für den USC immer höher, dennoch versuchte er – nun wieder mit Valkova und Schlegel sowie weiter mit der unbeschwert aufspielenden Kömmling – diese irgendwie noch zu überwinden. Schlegel und Schröder stellten auf 3:2, Münster war erstmals seit Spielbeginn in Führung und ließ sich auch nicht vom 4:7 entmutigen. Mit einem 6:0-Lauf zum 11:8 holte Münster die 1400 Zuschauer ab und zwang Wiesbadens Coach Frank zur Auszeit. Münsters Comeback-Mission war angelaufen und fand auch nach der Unterbrechung bis zum 14:8 ihre Fortsetzung. Plötzlich waren Thomsens Schützlinge da, strahlten eine ganz andere Körpersprache aus und transportierten ihren Vorsprung bis zum Satzende.

Rote Karte für Thomsen

Jetzt wurde es doch noch ein langer Volleyball-Abend. Weil Münster zugelegt und Wiesbaden nachgelassen hatte. Und der USC fasste nach, führte 5:3 – und gefühlt 6:3, nachdem ein Ball von Großer ohne Block-Berührung in die hintere Bande gerauscht war. Doch der Schiedsrichter hatte einen Tusch erkannt, gab den Punkt an den VCW und zudem der protestierenden Thomsen die Rote Karte. 5:5 statt 6:3, jetzt waren richtig Emotionen in diesem Bundesliga-Klassiker. Mit dem Schröder-Ass zum 9:7 waren die Wiesbadenerinnen alles andere als einverstanden, blieben mit ihren Beschwerden aber erfolglos. Die Partie lief nun auf Hochtouren, spektakuläre Ballwechsel reihten sich aneinander. Dabei hatte Münster beständig die Führung (12:9, 15:11), konservierte diese bis zum 17:17 und überstand auch den kurzzeitigen Ausgleich.

Barthel-Ass beim Matchball

Also Tiebreak, was auch sonst im Duell zwischen dem USC und dem VCW? Es spitzte sich zu am Berg Fidel: Schlegel blockte Großer, Große Scharmann blockte Schlegel – 3:3. Dann rockte Fleck mit zwei Abwehraktionen die Halle, Schröder legte nach. 5:3 Münster, Wiesbaden antwortete mit zwei Zählern. Hier steckte keiner auch nur einen Deut zurück. Erneut konterte der Gast den kleinen USC-Ausritt auf 9:7 und 10:8, glich erneut aus – aber auch letztmals. Münster hatte den längeren Atem, gab das mühsam erarbeitete 13:10 nicht mehr aus der Hand. Barthel serviert trocken ein Ass zum 15:11. Aus, vorbei, der USC hatte gewonnen. Wahnsinn.

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