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Museum „Religio“ in Telgte bietet einen aktuellen Zugang zum Thema

Frieden suchen – Frieden finden

Telgte

Es gibt kaum Spannenderes als Menschen und ihre Geschichten. Das wissen nicht nur Journalisten, sondern auch Museumsleute. Was lag also näher, als anlässlich des bevorstehenden 101. Katholikentages in Münster, der sich das Leitwort „Suche Frieden“ gegeben hat, Friedensgeschichten museal zu erzählen? Das Westfälische Museum für religiöse Kultur in Telgte, „Religio“, tut dies folglich nicht mit Skulpturen, Gemälden oder sonstigem Gut aus Archiven und Beständen, sondern mit brandaktuellen menschelnden Geschichten. Dr. Kristin Kube, die stellvertretende Museumsleiterin, ist dafür gezielt über viele Monate auf die Suche nach Menschen gegangen, die etwas zum Thema zu sagen haben. Der Fotograf Alexander Basta aus Düsseldorf hat die Interviewpartner dann während intensiver Foto-Sessions im Telgter Museum in fein ausgeleuchtetem Schwarz-weiß abgelichtet – natürlich und authentisch. Die Bilder wurden schlicht und übersichtlich gehängt, dazu gibt es einige Zitat-Banner und Hörstationen. Der Gast im Museum nimmt mit den Interviewpartnern Blickkontakt auf.

unseremRedaktionsmitgliedJohannes Loy

Drei von 40 Interviewpartnern auf Porträtfotos von Alexander Basta: Freya Vent aus Münster, Harald Norpoth aus Telgte und Florian Moss aus Ennigerloh. Foto: Wilfried Gerharz

„Ich habe Menschen gesucht, die heute leben und sich für Frieden engagieren“, erklärt Kristin Kube den Ansatz. Beim Rundgang stößt der Museumsgast der geradezu meditativ angelegten Schau auf drei Personengruppen. Da sind jene, die sich zum Beispiel in Friedens- oder Umweltfragen engagieren. Bekanntestes Gesicht ist hier Winfried Nachtwei, der im Gespräch auf die Zeit der Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre zurückblickt. „Das war eine soziale Bewegung sondergleichen mit 500 000 Menschen in Bonn“, so erinnert er sich an Groß-Demos gegen Nachrüstung. Der Priester Rainer Hagencord schildert seinen Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und den Schutz der Tiere.

Einen eher persönlichen Friedensansatz skizziert sein theologischer Kollege Thomas Frings, der als Pfarrer von Heilig Kreuz in Münster mit Art und Weise heute praktizierter Kirchlichkeit und Seelsorge nicht mehr zurecht kam und für sich einen neuen spirituellen Weg suchte, der ihn zuletzt nach Köln geführt hat. Einen ebenso persönlichen Weg zum Frieden schildert der erfolgreiche Mittel- und Langstreckenläufer und Olympiateilnehmer Harald Norpoth aus Telgte, der nach eigenem Bekunden 1973 auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit den rechten Zeitpunkt zum Ausstieg aus dem Hochleistungssport fand. Heute kann er in Frieden auf diesen Lebensabschnitt als junger Mann zurückblicken.

Menschen, die anderen aktiv zum Frieden verhelfen, bilden die dritte Gruppe der Porträtierten in Telgte. Da stoßen wir auf den münsterschen Amtsgerichtsdirektor Norbert Schöppner, der als Richter zwar dazu aufgerufen ist, Entscheidungen ganz sachlich anhand der Gesetzeslage zu treffen, zugleich aber auch ein Verfechter der Mediation ist, die Menschen helfen kann, miteinander ins Gespräch zu kommen, und somit Wege zum Frieden ermöglicht. Oder auf die engagierte Kinder- und Jugendpsychologin Dr. Birgit Möller aus Münster, die sich um Menschen mit Transidentität kümmert und diese auf ihrem schweren Weg der Identitätsfindung begleitet.

Kleiner Clou der Telgter Ausstellung: Vor einem Spiegel darf sich der Betrachter selbst in den Blick nehmen und in einem Buch seine eigenen Gedanken zum Frieden aufschreiben. Was Frieden sein kann, das verraten Stichwörter an der Wand, und sie kommen uns alle irgendwie bekannt vor: Freiheit, Harmonie, Dialog, Gleichberechtigung, Familie. Alles das hat mit Frieden zu tun.

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