Kleinkrämer wird zum Großherz
„Ein Mann namens Otto“: Tragikomödie als Solo für Tom Hanks
Ein Witwer und Kleinkrämer wird durch die neuen Nachbarn zum besseren Menschen. US-Remake des schwedischen Erfolgsfilms, ganz auf seinen Hauptdarsteller Tom Hanks zugeschnitten, der in der eher mäßig inszenierten Tragikomödie eine Glanzleistung abliefert.
Filme ums Verstehen, Vergeben und Versöhnung sind in Zeiten gnadenloser Gleichgültigkeiten in, also offensichtlich ein Bedürfnis. Das zeigt das US-Remake der schwedischen Produktion „Ein Mann namen Ove“ durch Familie Hanks, die in mehrfacher Funktion arbeitet. Tom als Hauptdarsteller und Produzent, Sohn Truman in den Rückblenden und Ehefrau Rita Wilson als Produzentin und Texterin des Songs „Til You’re Home“.
Den Sympathieträger Tom Hanks als Griesgram Otto zu besetzen ist die beste Voraussetzung, weil dadurch die polternden Eskapaden des sein Viertel in Philadelphia mit Pedanterie und Ordnungsfanatismus beherrschenden Witwers von Anfang an gemildert werden. Der Mann regelt alles in der verkehrsberuhigten Zone, kläfft die den Rasen schändenden Hunde an und dreht fast durch, als eine gehörig lärmende Familie – mexikanische Einwanderer – in die Nachbarschaft zieht.
Vom kleinkarierten Prinzipienreiter zum guten Nachbarn
Der Rest liegt auf der gebenden Hand. Die schwangere Marisol (quirlig: Mariana Trevino), die sich dauernd etwas ausleiht, ihre Tochter und dazu diese streunende Katze, die Otto im Verlauf seiner charakterlichen Veränderungen erst aufs Bett und dann ans Herz lässt, machen aus dem Blockwart und kleinkarierten Prinzipienreiter einen Menschen, der aus seiner Verkrustung ausbricht, ein guter Nachbar und verständnisvoller alter Mann wird.
Zum Glück gibt es einen Subtext, der wie geschaffen für Tom Hanks ist. Otto ist ein armer, vereinsamter und trauernder Witwer ohne Lebenssinn und kommt nicht über den Tod seiner Frau hinweg, an deren Grab er sich ausspricht. Mehrfach will sich Otto umbringen, was stets schiefgeht. Das schwarzhumorige Element ist indes nicht würzig genug, um den von Regisseur Marc Forster (der mäßige „007: Ein Quantum Trost“) ohne erkennbares Zutun inszenierten Film aufzuwerten. Forster verlässt sich allein auf seinen Hauptdarsteller.
Ein Solo für den zweifachen Oscar-Preisträger Tom Hanks, der wie in seinen besten Filmen („Castaway“, „Forrest Gump“) eine Glanzleistung abliefert und mit minimalistischer Mimik, freundlichen bis spöttischen Augen und enorm entspannt den Kleinkrämer verkörpert, der zum Großherz wird. Besser als das Original.
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