„Alles ist gutgegangen”: Sophie Marceau glänzt in einem Sterbedrama von François Ozon
Entscheidung für den Giftbecher
Sophie Marceau und André Dussollier liefern sich ein beeindruckendes Schauspielduell in diesem zwischen Familienkrimi und Moralstück angesiedelten Sterbe(hilfe)drama. Es ist bereits der 20. Spielfilm des französischen Regisseurs François Ozon, der hier das autobiografische Buch seiner langjährigen Mitarbeiterin Emmanuèle Bernheim für die Leinwand umsetzt.
Ein Feingeist ist der Industrielle André Bernheim gewesen, ein Kunstsammler und Zampano. Jetzt liegt der Patriarch (André Dussollier, „Das Leben ist ein Chanson“) im Krankenhaus, nach einem Schlaganfall dauerhaft auf Pflege angewiesen. Doch von einem selbstständig geführten Leben will er sich nicht verabschieden. Die Kontrolle abzugeben, das kommt für André auch jetzt, auf den letzten Metern, nicht infrage, weshalb er seine Schriftstellertochter Emmanuèle mit dem nüchtern vorgetragenen Wunsch konfrontiert, sie solle für ihn Sterbehilfe organisieren, in der Schweiz, da es in Frankreich ja verboten sei.
Der 20. Spielfilm des französischen Vielfilmers François Ozon, den er noch vor seinem diesjährigen Berlinale-Eröffnungsfilm „Peter von Kant“ drehte, ist allerdings nicht als Themenstück rund ums Für und Wider der Sterbehilfe angelegt, auch wenn die ethischen Implikationen der väterlichen Entscheidung debattiert und die juristischen Hintergründe erläutert werden – anhand der älteren Dame vom Schweizer Sterbehilfeverein, freundlich bis undurchsichtig gespielt von Hanna Schygulla.
Vor allem aber funktioniert dieser für Ozon-Verhältnisse relativ konventionell inszenierte Film als Familiendrama, vor allem als Vater-Tochter-Geschichte. Darin kann nicht nur Dussollier als greiser Sturkopf glänzen, der sein Lebensglück, wie sich herausstellt, fernab von Frau und Kindern an der Seite eines Mannes fand, sondern auch Ex-Teeniestar und Ex-Bondgirl Sophie Marceau als Emmanuèle. Die inzwischen 55-Jährige ist hier erstmals seit acht Jahren („Ein Augenblick Liebe“) wieder im Kino zu sehen, in einem Film, der ganz aus der Perspektive ihrer Figur erzählt ist – schließlich basiert er auf einem autobiografischen Buch der echten Emmanuèle Bernheim. Die langjährige Ozon-Kollaborateurin, die auch am Drehbuch zu seinem Meisterwerk „Swimming Pool“ mitschrieb, verstarb 2017. Schauspielerisch ist der Film allemal ein Fest: Charlotte Rampling hat als Andrés Ehefrau ein paar kunstvoll verhärmte Gastauftritte, und Géraldine Pailhas, bekannt aus Ozons „Jung & schön“, ringt Emmanuèles weniger geschätzter Schwester Pascale jede Menge Zwischentöne ab. Sehenswert.
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