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„Knock at the Cabin“

Klopf, klopf, die Apokalypse kommt

Angenommen, der Weltuntergang stünde bevor und sei nur dadurch zu verhindern, dass Sie sich selbst oder eines Ihrer Familienmitglieder vorher opfern – was würden Sie tun? Als ethische Versuchsanordnung präsentiert sich der neue Mystery-Spaß des Thriller-Experten M. Night Shyamalan, und mit Darstellern wie Dave Bautista und Rupert Grint hält er eine ganze Zeit lang die düstere Faszination aufrecht. Wenn nur das seltsame Ende nicht wäre.

Von Gian-Philip Andreas

David Bautista und Rupert Grint gehören zu einem apokalyptischen Quartett, das ein Opfer fordert. Foto: Universal Studios

Die Karriere von M. Night Shyamalan bleibt eine der kuriosesten in Hollywood: 1999 avancierte er mit „The Sixth Sense“ aus dem Stand zum heißesten Thrillerregisseur der Branche, nach kurzer Zeit im Olymp ging es wieder rasant nach unten. Spätere Filme floppten und wurden von der Kritik mit fast schon brutaler Gehässigkeit verrissen. Shyamalan aber machte in der Mystery-Nische unermüdlich weiter, ehe es in den letzten Jahren wieder bergauf ging: Mit Filmen wie „Split“ oder der sehenswerten Serie „Servant“ ist der in Indien geborene, in den USA aufgewachsene Regisseur wieder gut dabei.

Nun hat er sich den Roman „Das Haus am Ende der Welt“ von Paul Tremblay vorgeknöpft. Darin wird eine Familie in ihrer Ferienhütte in den abgeschiedenen Wäldern von New Hampshire von vier höflichen, aber bestimmten Fremden heimgesucht, von denen weder sie selbst noch die Leser wissen, ob es sich bei ihnen um so etwas wie die apokalyptischen Reiter handelt oder um Mitglieder einer irrlichternden Weltuntergangssekte.

Im Film gehören „Guardians of the Galaxy“-Hüne Dave Bautista und „Harry Potter”-Star Rupert Grint zu den mysteriösen Vier, die sich mit Gewalt Zutritt zur Hütte verschaffen, Eric („Mindhunter“ Jonathan Groff) samt Gatte Andrew (Ben Aldridge) und Adoptivtöchterchen Wen gefangen nehmen und Ungeheuerliches verkünden: Ein Familienmitglied muss sich opfern, ansonsten trete der Weltuntergang ein. Erst kämen die Fluten, dann eine für Kinder tödliche Pandemie, dann ewige Finsternis. Während die Familie hadert und nicht weiß, ob sie die vier Gestalten ernst nehmen soll, brechen die ersten Tsunamis los …

Das Markenzeichen von Shyamalan waren stets die kühnen Plot-Twists im letzten Filmakt, die Spektakuläres enthüllten und alles zuvor Gesehene noch einmal in ganz neu

em Licht erscheinen ließen. Auf Vergleichbares hofft man nun auch in diesem Film, in dem der Thriller-Routinier lange Zeit souverän die Spannung hält und dabei von seiner Darstellerriege (am besten: Bautista) verlässlich unterstützt wird. Doch ohne irgendwas zu verraten, muss man konstatieren: So einen Twist gibt es hier nicht. Stattdessen wird ein dunkel-romantisches Finale inszeniert, das man, je nach Blickwinkel, pathetisch-stussig oder politisch fragwürdig finden kann. Tipp: das Kino zehn Minuten früher verlassen. Bis dahin macht’s Spaß.

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