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„Renfield”

Vampirgehilfe vor dem Burnout

Münster

Nicolas Cage und Nicholas Hoult als Graf Dracula und sein Gehilfe Renfield im New Orleans unserer Tage – klingt nach einer originellen Idee, zudem Renfield in einer Selbsthilfegruppe zur Selbstermächtigung findet und mit einer Verkehrspolizistin gegen die Mafia kämpft.

Von Gian-Philip Andreas

Diener Renfield (Nicholas Hoult, l.) wird von seinem Arbeitgeber Graf Dracula (Nicolas Cage) bis aufs Blut getriezt. Foto: Universal

Man nennt das Missbrauch, was sein Arbeitgeber da macht: Wie ein Sklave muss Renfield ihm Tag und Nacht zu Diensten sein, jeden seiner Wünsche erfüllen, bis zum Burnout. Kein Wunder, dass es Renfield nach dem Umzug nach New Orleans in eine Selbsthilfegruppe zieht, deren Teilnehmer sich darüber austauschen, wie sie sich aus toxischen Beziehungen lösen können. Für Renfield ist das doppelt praktisch: Er kann die fiesen Partner der Gruppenmitglieder kidnappen und sie seinem Boss zum Aussaugen liefern. Denn dieser Boss ist niemand Geringerer als Graf Dracula, der beißfreudige Transsilvaner.

Auf dem Papier war es clever, was sich Universal da überlegt hat: Geschichten über die Monster aus dem eigenen Repertoire mal nicht als klassisches Schauermärchen zu erzählen, sondern als cartoonhafte Farce. Nach dem Riesenflop „Die Mumie“ (mit Tom Cruise) vor sechs Jahren und dem dadurch bedingten Aus für ein großangelegtes Monster-Franchise à la Marvel ist das Studio jetzt offensichtlich in die experimentelle Phase eingetreten, weshalb es schade ist, dass das Ergebnis dann doch eher nervt als freut.

Mit Nicolas Cage in Overacting-Bestform als Dracula und einem begnadet erschöpften Nicholas Hoult („The Great“) als Renfield, der dem Grafen seit Jahrhunderten assistieren muss, nach Insektenverzehr aber selbst Superkräfte erhält, steht ein seltsames Paar im Mittelpunkt, dem man als Duo gern länger zugesehen hätte, doch der alberne Plot, an dem „The Walking ­Dead“-Erfinder Robert Kirkman beteiligt war, geht andere Wege: Er lässt Renfield mit einer Verkehrspolizistin (Awkwafina aus „The Farewell“) gegen ein Verbrechersyndikat antreten, mit dem sich Dracula verbündet.

In der Praxis stellt sich das als Abfolge comicartig übertriebener Splatterszenen dar, unterbrochen von mehr oder weniger absurden Dialogsequenzen – eine Masche, die sich früh totläuft.

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