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Bill Murray und Jan Vogler bei den Ruhrfestspielen

Spielen, singen, erzählen

Recklinghausen

Dass berühmte Hollywoodstars und internationale Filmgrößen sich anlässlich der Ruhrfestspiele in Recklinghausen tummeln, ist keine Seltenheit. Am Samstagabend konnte das Publikum im Großen Haus allerdings eine lebende Legende erleben, dessen Filme genauso Kult sind, wie er selbst: Bill Murray stand auf der Bühne, Hauptdarsteller in Blockbustern wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“, „Ghostbusters“ und „Lost in Translation“. Gerade mit letzterer Tragikomödie hat der US-Amerikaner gezeigt, dass er nicht nur Komiker ist, sondern auch als Charakterdarsteller glänzt, und genau diese Mischung begeisterte die Zuschauer im Festspielhaus. Bill Murray hatte sich Texte unter anderem von Ernest Hemingway, James Fenimore Cooper und Mark Twain ausgesucht, die er, lässig auf einem Barhocker sitzend und barfuß in Slippern, eher unprätentiös im ruhigen Leseton als aufwendig rezitierend wiedergab. Im breiten Südstaaten-Slang lässt er so die Welt des Huckleberry Finn aufleben und entführt seine Zuhörer in das Paris der 30er Jahre, wie es der junge Schriftsteller Hemingway beschreibt.

unseremMitarbeiterMarkus Möhl

Bestens aufgelegt: Cellist Jan Vogler bringt Hollywood-Star ein paar Cello-Töne bei. Foto: www.peterrigaud.com

Und zwischendurch packt es ihn, wenn er diese unverwechselbare Bill-Murray-Miene irgendwo zwischen Unschuld und Schlitzohrigkeit aufsetzt: Dann bricht der geniale Komiker aus ihm heraus, dann schnarrt, krakeelt und kiekst er und hat sichtlich Gefallen daran. Murrays musikalische Mitstreiter stehen ihm in Sachen Können übrigens in nichts nach: Mit Jan Vogler präsentierte ein mehrfacher Echo-Preisträger die wunderbare Klangvielfalt des Cellos mit Werken von Bach, Beethoven und Schostakowitsch, die er zusammen mit Mira Wang (Violine) und Vanessa Perez (Klavier) musizierte. Auch als erstklassige Begleitcombo macht sich das Trio bestens – denn Bill Murray hatte auch ein paar Songs im Programmgepäck. Nicht mit schönster Singstimme, aber dafür umso inbrünstiger gibt der 67-Jährige Klassiker wie „It ain’t necessarily so“ (George Gershwin) oder „When will I ever learn to live in God“ (Van Morrison) zum Besten, tanzt und hüpft dazu ausgelassen und spielt auch schon mal mit dem Kopf Klavier. Vier musikalische Zugaben und ein rosenwerfender Gang durchs Publikum beenden einen bejubelten, äußerst unterhaltsamen Abend.

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