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Aufstiegsträume im Eros-Center

Streaming-Tipp: „Luden – Könige der Reeperbahn“

Sexuelle Revolution, Drogen und Disco-Welle: Anfang der 1980er Jahre wird die Hamburger Reeperbahn zur Partymeile. Auch die Jungs von der Nutella-Bande träumen von schnellen Autos, viel Geld und Ruhm, wie der neue Sechsteiler „Luden - König der Reeperbahn“ bei Amazon Prime zeigt.

Von Gian-Philip Andreas

Klaus Barkowsky (Aaron Hilmer) hat alles unter Kontrolle auf dem Hamburger Kiez. Foto: Susanne Schramke/Amazon Prime/dpa

In grauer Vorzeit, als das Internet noch kein alltäglicher Begleiter und sich Pornografie noch nicht per Klick zuschalten ließ, da war die Reeperbahn auf St. Pauli noch so etwas wie der deutsche Inbegriff für Verruchtheit. Wenn sich Herr Biedermann außerehelich gütlich tun wollte, hängte er an die Geschäftsreise nach Hamburg gern noch einen Abstecher auf die von Hans Albers bis Udo Lindenberg besungene „geile Meile“ dran.

Aufstieg und Fall des „schönen Klaus“

Bevor sich die Reeperbahn zur gezähmten Ausgehzone entwickelte, war das Klima dort wohl wirklich noch so rau, wie es die alten Seemänner erzählen. Eine Ahnung davon bekommt man im neuen Amazon-Prime-Video-Sechsteiler „Luden“. Er erzählt, inspiriert von wahren Ereignissen, die Geschichte von Aufstieg und Fall des „schönen Klaus“ in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Klaus Barkowsky, „Lamborghini-Klaus“ genannt, saß damals der „Nutella-Bande“ vor, einer Zuhältergruppe, die später auch Kokain ins Portfolio aufnahm.

Aaron Hilmer, zu Bekanntheit gelangt im oscarnominierten Netflix-Hit „Im Westen nichts Neues“, spielt diesen Klaus mit ansteckendem Rockstar-Enthusiasmus, in Lederjacke und mit einer blonden Mähne, wie sie sonst nur Heavy-Metal-Gitarristen oder Howard Carpendale tragen können. Die Bar-Aushilfe will es zum Zuhälterkönig schaffen, und für kurze Zeit scheint das zu klappen. Dann kommen Aids und die Drogen.

Achtbares Update von Dieter Wedels „König von St. Pauli“

Erzählt wird Klaus‘ Geschichte von der Edelhure Jutta (hervorragend: Jeanette Hain), die den ehrgeizigen Jüngling unter ihre verwitternden Fittiche nimmt. Wie ihr Niedergang mit Klaus’ Höhenflug parallelgeführt wird, gehört zu den Highlights der u.a. von Peter Kocyla und Rafael Parente („Acht Tage“) erdachten Serie, die zwar mitunter der Verharmlosung ihrer Ludenfiguren erliegt, in den Nebenrollen aber umso mehr zu gefallen weiß, von Stefan Konarske als Klaus’ Konkurrent bis zu Lena Urzendowsky als Juttas Tochter. Auch die soeben auf der Berlinale als beste Darstellerin ausgezeichnete Thea Ehre ist mit dabei. Ein achtbares Update von Dieter Wedels „König von St. Pauli“.

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