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„Everything Everywhere All at Once“: Ideenflut im Sci-Fi-Abenteuer

Wirklich wunderbare Waschsalonbesitzerin

Atemloser, als Tribut an großes Kino angelegter Actiontrip aus Sci-Fi und Martial Arts, in dem die atemberaubende Michelle Yeoh im Alleingang als Waschfrau in Paralleluniversen die Welt rettet. Mit absurdem Humor, viel Herz und einer unglaublichen Ideenflut. Ein Highlight des Kinojahres.

Von Hans Gerhold

Auch Li Jing (l.) muss erfahren, dass Michelle Yeoh als Martial-Arts-Kämpferin noch eine Klasse für sich ist – zur Freude der Zuschauer. Foto: Leonine

Da mag sich Marvel seiner Multiversen rühmen, die Ideenflut des Sci-Fi-Martial-Arts-Abenteuers „Everything Everywhere All at Once“ von Dan Kwan und Daniel Scheinert („Swiss Army Man“) übertrifft sie alle. Nicht umsonst hat der atemlose Actiontrip den Preis für den besten Schnitt bekommen. Jeden Preis verdient hätte die atemberaubende Michelle Yeoh, die das Ganze im Alleingang wie einer Zauberin zusammen hält.

Kein Wunder, Michele Yeoh, die als Stuntfrau anfing, mit Jackie Chan arbeitete („Police Story 3“) und mit „Tiger & Dragon“ das asiatische Actionkino auf Arthouse-Niveau hob, spielt die Waschsalonbesitzerin Evelyn, deren Leben im Chaos trudelt. Die Kunden sind unzufrieden, der Ehemann will die Scheidung, der Besuch des Vaters steht an, und dann ist da noch die leidige Steuerprüfung vor der gefürchteten Beamtin Deirdre (Jamie Lee Curtis).

Im Fahrstuhl der Behörde lösen sich plötzlich Raum und Zeit auf, das Universum wirbelt durcheinander, alle Evelyn umgebenden Menschen leben in Parallelwelten. Evelyn, die in mehreren dieser Universen existiert, die durch jede wichtige Entscheidung in ihrem Leben entstanden sind, muss kreuz und quer durch diese Welten hüpfen und sie mit der „Verse-Sprung“-Technik retten, die ihr Gelegenheit bietet, auf ihre Gegenstücke in den Paralleluniversen einzuwirken.

Hört sich kompliziert an, ist aber absolut schlüssig inszeniert. Jedes Universum ist ein Film für sich, in dem Evelyn in einer „Ratatouille“-Hommage, als Star bei Wong Kar-Wai oder im existenzialistischen Drama mit Felsbrocken agiert. In den Szenen als Martial-Arts-Kämpferin ist Yeoh quasi sie selbst und nach wie vor ein Genuss in der Kunst des geschmeidigen Kämpfens.

All das ist Tribut an großes Kino, strotzt vor absurdem Humor und ist mit viel Herz gespielt und inszeniert. Aber die Krone gebührt eindeutig mehrdeutig vieldeutig überall und jederzeit der wunderbaren Michelle Yeoh. Ein Muss für alle Asien- und Action-Freunde. Sehenswert und ein Highlight des Kinojahres.

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