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Die 41. Dresdner Musikfestspiele

Zwei Intendanten musizieren

Dresden

Dass ein Musikfestival zur Eröffnung den ehemaligen und den gegenwärtigen Intendanten zu einem einander inspirierenden Musizieren vereint, dürfte ein seltenes Ereignis sein. So geschehen beim Auftaktkonzert der Dresdner Musikfestspiele, als Hartmut Haenchen am Pult der Königlichen Kapelle Kopenhagen und Cellist Jan Vogler gemeinsam in den 41. Jahrgang starteten. „Spiegel“ als Motto – so haben Intendant Vogler und sein Team das Musenfest überschrieben. „In der Musik“, so Vogler, „spiegeln sich unsere Emotionen und Gedanken, unser Wertesystem und unsere Visionen“. Dmitri Schostakowitschs zweites Cellokonzert von 1966 war da sogleich ein klingendes Beispiel für Voglers Sentenz. Spannt das Opus doch einen beeindruckenden Bogen vom introvertierten, erlittene Kümmernis thematisierenden Klagegesang über aufbegehrende Passagen bis hin zum herb-frischen finalen Allegretto. So facettenreich die Ausdruckspalette des Werkes, so intensiv und differenziert auch Voglers Nachgestaltung. Vortrefflich die Korrespondenz mit dem Orchester. Ehrensache, dass das Orchester mit der Ouvertüre zu Carl Nielsens Oper „Maskerade“ auch ein Werk des dänischen Nationalkomponisten im Gepäck hatte. Krönendes Finale – Johannes Brahms’ erste Sinfonie, in der Haenchen mit den Musikern den von Konflikten bestimmten Weg „durch Nacht zum Licht“ intensiv verdeutlichte.

Dietrich Bretz

Hartmut Haenchen Foto: dpa

Mit Schostakowitschs Cellokonzert setzte Vogler zudem den Auftakt für die die Festspieldramaturgie ebenfalls prägende Reihe „Cellomania“. Ein Gipfeltreffen von mehr als 20 renommierten Solisten aus vieler Herren Länder. Ein Höhepunkt war da die Soirée zum 70. Geburtstag der Cellolegende Mischa Maisky mit einem russischen Programm – gestaltet vom Altmeister sowie seinem Sohn Sascha (Violine) und der Tochter Lily (Klavier). Beschworen die Musiker in Rachmaninows „Trio elegiaque“ den Tonfall russischer Spätromantik, so entführten Schostakowitschs Werke in eine völlig andere Klangwelt. Fesselnd, wie Maisky mit seiner Tochter in der Cellosonate op. 40 den Ausdrucksbogen vom melancholischen Largo bis hin zum satirisch bestimmten Finale spannte. Engagiert der Einsatz der drei Musiker auch für das zweite Klaviertrio – ein Requiem für einen früh verstorbenen Freund. Erschütternd, wie sich da der fahle Ausdruck des Klagegesangs zu beklemmendem Verstummen im Finale wandelte!

Wieder einmal verleihen Gastspiele namhafter Klangkörper dem Festival Glanz und Anziehungskraft – so das Concertgebouw Orchestra Amsterdam mit Daniele Gatti am Pult. Ein Glücksfall, dass der russische Meisterpianist Daniil Trifonov mit von der Partie war. Der bei Sergej Prokofjews brillantem drittem Klavierkonzert seine Virtuosität wie auch Klangsensibilität entfalten konnte. Natürlich durfte bei einem der Mahler-Pflege so eng verbundenen Klangkörper ein Werk jenes Tondichters nicht fehlen. Und so bezeichnete Mahlers Erste einen überwältigenden Abschluss.

Facettenreich in der Tat ist heuer die Programmpalette der bis zum 10. Juni währenden Festspiele. Da ist ein Gastauftritt der berühmten amerikanischen Mezzosopranistin Joyce DiDonato angekündigt, und da erinnert das Royal Scottish National Orchestra an den 100. Geburtstag Leonard Bersteins mit der Aufführung von dessen Serenade nach Platos „Symposium“. Erwartungsvoll sieht man auch der Uraufführung der „Buddha-Passion“ von Tan Dun (geb. 1957) entgegen, die der aus China stammende Komponist selbst mit den Münchner Philharmonikern zur Uraufführung bringen wird. Ein Werk, das die christliche Passionsgeschichte mit Buddhas Lehren verbinden will.

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