Beim Autofahren
Handy-Gedaddel ist die größte Unfallgefahr
Münster/Braunschweig
Das Lesen und Tippen auf Handys hat das Telefonieren am Steuer als größte Unfallgefahr abgelöst. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Untersuchung, die Verkehrspsychologen der Technischen Universität Braunschweig im vergangenen Jahr durchgeführt haben. Die Wissenschaftler hatten an 30 zufällig ausgewählten Standorten knapp 12 000 Autofahrer beobachtet. Fast jeder 20. war dabei während der Fahrt damit beschäftigt, in sein Handy zu tippen. Die Zahl der Fahrer, die telefonierten, lag deutlich darunter.
Untermauert werden diese Erkenntnisse von US-Forschern, die fast zeitgleich festgestellt hatten, dass der Griff zum Handy die Unfallgefahr um das Fünffache, das Lesen und Schreiben von Nachrichten auf dem Smartphone sogar um das Zehnfache steigert.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger wies parallel am Montag auf den nächsten Blitz-Marathon hin, der am 21. April europaweit stattfinden soll. „Wir verdrängen die Gefahr. Jeder von uns kann Opfer eines Verkehrsunfalls werden“, erklärte der SPD-Politiker.
Auf Anweisung Jägers sammelt die Polizei in NRW seit dem vergangenen Jahr bei schweren Verkehrsunfällen auch Mobiltelefone ein. Die Beamten überprüfen, ob während der Fahrt telefoniert oder Nachrichten getippt wurden – und das möglicherweise den Unfall mitverursacht hat.
Autofahrer riskieren dabei im schlimmsten Fall auch ihren Versicherungsschutz. „Wer im Auto telefoniert, handelt grundsätzlich grob fahrlässig“, heißt es beim Bundesverband der Versicherer. Aus Sicht der Versicherungswirtschaft ist das Tippen auf Smartphones vergleichbar mit dem Überfahren einer roten Ampel – beides gilt als grobe Fahrlässigkeit. In einer unabhängigen Befragung für die Allianz hatte fast jeder dritte Teilnehmer angegeben, dass er während der Fahrt gelegentlich Nachrichten auf dem Mobiltelefon liest. Jeder fünfte räumte ein, dass er auch Texte schreibt.
Auch Fußgänger fallen immer häufiger mit dem Handy in der Hand auf. Erst in der vergangenen Woche wurde eine Studie zur "Generation Kopf unten" vorgestellt.
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