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Sparkurs erforderlich

BASF streicht Tausende Stellen

Ludwigshafen/Münster

BASF drücken massive Kosten, die Geschäfte laufen nicht mehr rund. Deshalb muss der Konzern sparen. Tausende Stellen fallen weg. Auswirkungen auf den Bereich Coatings in Münster-Hiltrup sind unklar.

Von Alexander Sturm und Jürgen Stilling

Auch in der Produktion im BASF-Stammwerk in Ludwigshafen sollen Arbeitsplätze wegfallen. Foto: dpa

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF reagiert auf einen Gewinneinbruch in der Energiekrise und streicht unterm Strich 2600 Stellen weltweit. Fast zwei Drittel davon entfallen auf Deutschland, teilte der Dax-Konzern am Freitag mit. Der Abbau trifft auch das Stammwerk Ludwigshafen. Dort sind 700 Stellen in der Produktion von den Einschnitten betroffen. Wegen hoher Gaspreise schließt BASF zudem mehrere Chemieanlagen, darunter eine für Ammoniak und das Kunststoffvorprodukt TDI. Für dieses Jahr erwartet BASF einen operativen Ergebnisrückgang von bis zu 30 Prozent.

Ob auch der Unternehmensbereich Coatings vom Stellenabbau betroffen ist, blieb am Freitag unklar. Unternehmenssprecherin Julia Kroker teilte auf Anfrage unserer Redaktion lediglich mit: „Wir verbessern kontinuierlich unsere Effektivität und Effizienz. Wir haben bereits 2019 ein Effizienzprogramm initiiert, um unsere globale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und auf Herausforderungen unseres Marktumfelds vorbereitet zu sein.“ Weiter betonte sie: „Veränderungen verfolgen wir kontinuierlich und entscheiden strategisch, wo wir Anpassungen vornehmen müssen.“

Sorgen um das Stammwerk versuchte Vorstandschef Martin Brudermüller auszuräumen: „Wir bleiben dem Standort treu, allem Abwanderungsgerede zum Trotz“, sagte er bei der Vorlage der Jahreszahlen. Der Hauptsitz, wo BASF zuletzt rund 39.000 seiner mehr als 111.000 Mitarbeiter beschäftigte, bleibe der größte inte­grierte Standort im Konzern.

Brutto fällt der Jobabbau mit 4200 Stellen noch größer aus. Doch andernorts will BASF Jobs aufbauen, etwa in Service-Zentren in Berlin und Madrid. Auch hilft natürliche Fluktuation: BASF rechnet ab 2024 mit altersbedingten Abgängen von 1000 Menschen jährlich in den kommenden zehn Jahren. Betriebsbedingte Kündigungen in Ludwigshafen sind laut Standortvereinbarung bis Ende 2025 ausgeschlossen. Kritik am Sparprogramm, das 400 Millionen € kostet, kam von der Gewerkschaft IG BCE: „Anlagen abbauen und Stellen streichen ist kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft des größten Chemieareals der Welt“, sagte IG-BCE-Chef und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis.

Der Chemiekonzern hatte schon im Herbst wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur Einschnitte angekündigt. Damit will BASF ab 2024 jährlich 500 Millionen € außerhalb der Produktion sparen, davon die Hälfte in Ludwigshafen. Schwerpunkte sind Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale.

BASF als größtem indus­triellem Gasverbraucher Deutschlands macht die teure Energie besonders zu schaffen. Brudermüller hatte wiederholt vor drastischen Folgen für die deutsche Wirtschaft im Fall eines Gasboykotts gegen Russland gewarnt. Die Unsicherheiten wegen des Ukraine-Kriegs, darunter teure Energie und Rohstoffe, würden im Jahr 2023 fortbestehen, hieß es nun. All das belaste die weltweite Nachfrage nach BASF-Produkten.

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