Energiewende
Problemfall „Dunkelflaute“
Münster
Ende Januar: wenig Sonne, wenig Wind. In dieser „Dunkelflaute“ fließt wenig Ökostrom ins Netz. Ein Problem, mit dem sich auch Wirtschaftswissenschaftler in Münster beschäftigen.
Es ist eine beeindruckende Grafik, die Andreas Löschel zeigt: Weit oben eine gezackte rote Linie, der Stromverbrauch an zehn Tagen Ende Januar. Unten einige gelbe Flecken, der Strom aus Fotovoltaik. Ein paar kleine blaue Hügel, Energie aus Windkraft. Und darüber bis über die rot gezackte Linie: ganz viel Grau. Grau, das steht in der Grafik für den Anteil der konventionellen Energie. Es ist ein Blick auf die „Dunkelflaute“ Ende Januar, den der Wirtschaftswissenschaftler da in seiner Antrittsvorlesung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster präsentiert. Der Blick auf jene trüben Tage also, an denen der Wind kaum wehte, die Sonne kaum schien – und daher wenig Ökostrom ins Netz fließt.
Selbst die doppelte Kapazität an Windrädern und Solaranlagen hätte da den Stromverbrauch nicht gedeckt. Das Problem: Es gebe in Deutschland im Prinzip zwei Stromsysteme – ein konventionelles und eines für Ökostrom. Wie man diese Systeme durch die richtigen Anreize in Einklang bringen kann – bezahlbar, versorgungssicher und klimafreundlich – da gibt es für Wirtschaftswissenschaftler wie Löschel noch viel zu tun.
Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz – für NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sind das drei Schenkel eines Dreiecks. Bezahlbarkeit: Er verweist darauf, dass die Kosten der Öko-Strom-Umlage, die alle Haushalte über ihre Stromrechnung zahlen, von einer Milliarde € im Jahr 2000 auf 25 Milliarden € im Jahr 2016 geklettert sind. Duin wirbt dafür, einen Teil dieser Last über einen Fonds auf kommende Generationen abzuwälzen – denn die profitierten vom Klimaschutz. Einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung als bislang geplant hält Duin nicht für möglich – schon wegen der Versorgungssicherheit. Er hält ihn auch nicht für nötig, weil die Bundesrepublik ihre Klimaziele auch so einhalte.
Eine Hoffnung: Technischer Fortschritt bei Stromspeichern. Denn es gibt auch Grafiken, die ganz anders aussehen – solche von sonnigen, windigen Tagen. Den dann im Überfluss anfallenden Ökostrom bezahlbar für die „Dunkelflaute“ zu speichern, würde viele Probleme lösen. Nur: „Bislang haben wir nur Pumpspeicher“, räumt Duin ein. „Aber das iPhone gibt es auch erst seit zehn Jahren...“
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