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Zwei Stunden in New Orleans

Chris Barber und Band vergnügen ihr Publikum nicht nur mit knackigem Dixie-Stil

Münster

Am Ende kommt die Band schelmisch im Gänsemarsch auf die Bühne. Aber es wird mehr getänzelt als marschiert – und das, was die Musiker in schönster Dixieland-Manier spielen, kennt jeder im Saal: „O when Saints go marching in“. Da heißt es ein letztes Mal mitklatschen und der grandiosen Chris-Barber-Band Respekt zollen. Die Jazz-Legende brachte mit ihren 84 Jahren den Congess-Saal der Halle Münsterland zum Brodeln. Und im nasskalten Münster durfte man sich für zwei selige Stunden ins schöne New Orleans träumen.

unseremMitarbeiterArndt Zinkant

Chris Barber (r.) mit seiner famosen Band. Foto: zin

Chris Barber hat mit seiner Posaune Jazz-Geschichte geschrieben. Allen, die bereits Mitte der 50er Jahre in seine Konzerte kamen und nun auch wieder dabei sind „einen schönen Dank!“: So witzelt sich der Altmeister am Mikrofon durch seine Begrüßung. Barber kann recht gut Deutsch, vernuschelt es aber wie einst Peter Scholl-Latour, und der Akzent tut ein Übriges, dass der ganze Saal die Ohren spitzt, um keine Anekdote zu verpassen. Wie jene vom Trompeter, der ohne Pass nach New Orleans kam und auf der Bühne verhaftet wurde.

Die erste Programmhälfte war meist dem knackigen Dixie-Stil vorbehalten, mit all seiner Verspieltheit, dem Südstaaten-Feeling – und natürlich den fabelhaften Soli, die Barbers Bandmusiker so selbstverständlich spielen, wie sie atmen. Da wäre Bert Brandsma, der Klarinetten-Crack, der immer mal süffige Glissando-Schleifer in die sprudelnden Melodien streut. So muss der „Wild Cat Blues“ eines Fats Waller gespielt werden. Erst nur im Trio, mit Bass und Banjo – dann schlendern immer mehr Bandkollegen hinzu, bis der Sound wieder groß und golden wirkt.

Da wäre außerdem Trompeter „Magic“ Mike Henry, der nicht nur Dixie-Schelmereien drauf hat. Als nach der Pause immer mehr Blues-Melancholie über die Rampe kommt, spürt er mit schnarrendem Dämpfer pianissimo dem legendären Miles-Davis-Sound nach. Bei Duke Ellingtons „Black and Tan Fantasy“ klingt der Trommelschlag etwas langsamer, düsterer als in den alten Aufnahmen.

Und Meister Barber himself? Der hat vielleicht etwas weniger Puste als Kollege Bob Hunt, bringt aber die Erfahrung eines Musikerlebens in jedes Solo. Und er singt auch. Am Ende natürlich „Ice Cream“. I scream, you scream – „We all scream for Ice Cream!“, singt das Publikum mit.

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